© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/20 / 22. Mai 2020

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Disziplinarverfahren gegen Pastor Latzelt

BREMEN. Gegen den evangelikalen Bremer Pastor Olaf Latzel von der St.-Martini-Gemeinde wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Das hat das Leitungsgremium der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), der Kirchenausschuß, vergangenen Donnerstag beschlossen. Aufgrund der laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen werde das Verfahren zunächst aber ausgesetzt, teilte die Kirche mit. Für das Disziplinarverfahren sei es von Bedeutung, ob die Äußerungen Latzels über Homosexuelle von den Ermittlungsbehörden als Straftat eingestuft würden. Der 52jährige Theologe hatte im Oktober 2019 in einem Eheseminar, das auf Youtube veröffentlicht wurde, auch über Homosexuelle gesprochen. Dabei sagte er unter anderem: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Für die Verwendung des Wortes „Verbrecher“ entschuldigte er sich später öffentlich. Er habe sich damit nicht auf homosexuell lebende Menschen bezogen, „sondern auf militante Aggressoren, die uns als Gemeinde in den letzten Jahren immer wieder angegriffen und gotteslästerlich diffamiert haben“. Der Staatsschutz ermittelt nun gegen Latzel wegen „Volksverhetzung“. Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea verwies Latzel darauf, daß seine Gemeinde seit Jahren Ziel von Anfeindungen sei. Die Kirche sei beschmiert, sein Auto beschädigt, Gottesdienste gestört und Besucher zum Kirchenaustritt aufgerufen worden. Er selbst habe zwei Morddrohungen erhalten. Der Kirchenausschuß distanzierte sich „von den Diffamierungen gegen homosexuell lebende Menschen“. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung: „Auch wenn sie nicht als strafbar eingestuft werden sollten, schaden derartige Entgleisungen dem Ansehen der ganzen Kirche erheblich.“ Latzel wird vom Kirchenausschuß zudem aufgefordert, „jegliche öffentliche Äußerungen zu unterlassen“. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hatte Latzels Aussagen ebenfalls verurteilt. Diese seien „unerträglich”, sagte er dem Spiegel. Rückendeckung erhält Latzel dagegen durch eine Online-Petition. Deren Initiator, der Theologiestudent Jonas Eberhardt, hatte am 12. Mai eine Zwischenbilanz mit über 14.000 Unterschriften an den Kirchenausschuß verschickt und das Gremium aufgefordert, gegen Latzel kein Disziplinarverfahren einzuleiten. Es könne „ausschließlich bei Dienstvergehen, schwerwiegenden Verletzungen des Dienstrechts und strafrechtlichen Verurteilungen eingeleitet werden“. Solche Verstöße lägen bei Latzel nicht vor, hieß es. (idea/JF)





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