© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/20 / 29. Mai 2020

Aufgeschnappt
Fatale Hochzeitsfotos
Matthias Bäkermann

Videokonferenzen boomen seit der Corona-Pandemie weltweit. Auf ein dabei lauerndes Problem weisen nun die Soziologinnen Amy Bonomi und Nelia Viveiros (University of Colorado) auf dem Nachrichtenportal der University of Michigan hin. Denn neben diversen Streßfaktoren förderten Portale wie Skype, Zoom oder Teams ganz verdeckt schädliche Stereotype in bezug auf Rasse, Ethnie oder sexuelle Orientierung. „Unbewußte Vorurteile können sich mit Sprache, Symbolik und nonverbalen Hinweisen überschneiden, die die normativen sozialen Identitäten in bezug auf Geschlecht, Rasse, sexuelle Präferenz und sozioökonomischen Status stärken“, belehrt Bonomi. So könnte allein ein im Hintergrund sichtbares Hochzeitsfoto eines Gesprächsteilnehmers „ungewollt die Vorstellung bestärken, daß Ehe zwischen verschiedenen Geschlechtern am besten paßt“. Viveiros empören dagegen eher im Videochat ausgetauschte private Abschweifungen aus dem heteronormativen Familienleben. Das alles eigne sich, „Minderheiten unbeabsichtigt zu entfremden und ihnen sogar Schaden zuzufügen“, so Bonomi, die an der University of Michigan Familienforschung lehrt. Um Minoritäten vor diesen „Mikroaggresionen“ zu schützen, sollte stattdessen auf derlei Sprache und Symbolik verzichtet werden.