© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/20 / 29. Mai 2020

Zeitschriftenkritik: Cato
Abrechnung mit dem Liberalismus
Werner Olles

Der Medienwissenschaftler Norbert Bolz beschreibt in seinem Beitrag „Abschied von Gestern“ in der aktuellen Cato-Ausgabe (Nr. 3/Mai 2020) den „Abgrund des gefährlichsten Schwachsinns“, der sich seit der Corona-Pandemie aufgetan habe. So titelte die Zeit: „Der Mensch hat Pause – der Planet atmet auf“. Bolz nennt dies eine „infantile Unverschämtheit“. Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo erinnert ihn an Melvilles Kapitän Benito Cereno: „Die Barbaren haben sein Schiff in der Hand – und er kann nichts dagegen tun“. In der „grünen Ersatzreligion“ sieht er Euthanasiephantasien: „Schon lange waren ja die alten weißen Männer als Feinde der multikulturellen ‘No-Borders’-Zukunft markiert – heute werden sie von Corona dezimiert.“ Grünen-Chef Habeck attestiert er einen Weltrekord an Arroganz und Ignoranz, da dieser vor dem Ruin stehende Gastwirte auffordere, die Pleitezeit zu nutzen, um ökologisch korrekte Heizungen einzubauen, und um „seine Wirtschafts- und Finanzinkompetenz“ zu unterstreichen sich für Corona-Bonds stark mache. Doch werde sich die Welt, je länger die Krise dauert, „desto deutlicher als Chaos und Simulation präsentieren“.

Der Philosoph Ryszard Legutko, ehemaliger polnischer Bildungsminister und seit 2009 Mitglied des EU-Parlaments, rechnet mit dem Liberalismus ab, der uns eine Gesellschaft voller Tabus und Denkverbote beschert habe und in dessen Menschenbild die klassische Freiheit nicht mehr vorkomme. Es spiele keine Rolle mehr, ob wir es mit sozialdemokratischen, marktwirtschaftlichen oder anarcholibertären Richtungen des Liberalismus zu tun hätten. Dieser sehe sich selbst als effizientestes System für die Zuteilung von Freiheit. Jeder, der etwas anderes behaupte, werde als Faschist gebrandmarkt: „Von der gesetzmäßigen Bestrafung bis zur sozialen Ächtung und von der Erziehung bis zur Einschüchterung“ werde die Anpassung erzwungen und jene, die sich dem „neuen Geist der Offenheit“ verweigern, an den gesellschaftlichen Rand gedrängt. Die Frage, warum sich gegen das dichte Netz von Tabus und die ganze Verlogenheit kaum Widerstand rege, erklärt er mit der „Dominanz des Liberalismus“, der lehre, daß Freiheit in grenzenloser Selbstverwirklichung bestehe. So werde der Westen „von Menschen bevölkert, denen es immer schwerer falle, ein Leben jenseits von Markt, Medien und Massenmeinung zu führen“. Doch müsse man das ideologische Monopol des Liberalismus beenden, „damit die Erziehung künftiger Generationen wieder an starken Identitätskonzepten ausgerichtet werden kann“.

Die Romanistin Katrin Krips-Schmidt erhellt den Angriff des NGO-Netzwerks des Milliardärs George Soros auf den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Danach haben mindestens 22 der 100 Richter eine direkte Beziehung zum Soros-Netzwerk. Seine „Open Society Foundation“ sei „mächtiger als ein Land wie Frankreich“ (Philippe de Villiers), und Marine Le Pen fordert Konsequenzen: „Ein freier Staat muß nun gegen diese antidemokratischen Manipulationen vorgehen.“

Kontakt: Cato-Verlag, Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 13,80 Euro, ein Jahresabo 72 Euro.

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