© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/20 / 29. Mai 2020

Zwei Streß-Forscher sehen Chancen der Pandemie
Antipopulistische Corona-Effekte
(ob)

Die Corona-Pandemie klingt in Europa derzeit etwas ab, tobt sich aber dafür um so verheerender in den USA, Rußland und Brasilien aus. Trotzdem ziehen zwei Mediziner schon einmal eine positive Zwischenbilanz und zeigen dabei die von Partei- und Staatsführung verlangte „Haltung“. Als Resilienzforscher erkunden Klaus Lieb (Leibniz-Institut für Resilienzforschung Mainz) und Oliver Tüscher (Klinik für Psychiatrie Universitätsmedizin Mainz) die nicht genetisch determinierte Fähigkeit der Deutschen zur Streßbewältigung in Krisenzeiten. Nach eigener Einschätzung würde sich der größere Teil der Bevölkerung „nicht unterkriegen lassen“ (Forschung & Lehre, 5/2020). Ob Corona für den Einzelnen und die Gesellschaft auch Chancen biete, werde jedoch erst die Zukunft zeigen. Trotzdem stehen für Lieb und Tüscher einige positive Effekte schon heute fest: die Förderung von IT, Online-Kommunikation und neuen Formen der Vernetzung in Forschung und Lehre. Zudem registrieren die beiden Fachleute für „psychosoziale Interventionen“ und Vermittler von „Streßmanagement-Fertigkeiten“, daß kollektiv „viel Energie freigesetzt“ werde, bei gleichzeitiger Entschleunigung und einer erstarkenden numinosen „Solidarität“. Phänomene, als  deren erfreulichste Begleiterscheinung ihnen die „Stimmenverluste der populistischen Parteien“ aufgefallen sind. 


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