© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/20 / 12. Juni 2020

Aufgeschnappt
Frontkampf benoten
Matthias Bäkermann

Weil sie momentan zu sehr damit beschäftigt sind, „für ihre Rechte zu kämpfen, anstatt sich zu hinzusetzen und zu studieren“, sollen an der University of Washington (Seattle) die Professoren gegenüber schwarzen Studenten in den Abschlußprüfungen „nachsichtig“ sein. Denn viele Schwarze müßten derzeit ihre Zeit nutzen, um „an der Front dieser Proteste zu kämpfen“. Wie das konservative US-Studentenportal Campus Reform vergangene Woche meldete, haben bereits 26.000 Studenten für deren lockerere Benotung und spezielle Hilfen bei der Unterbringung unterschrieben. Die Psychologieprofessorin Nicole McNichols geht sogar noch weiter. Auch nicht angefertigte Hausarbeiten würden die volle Punktzahl erhalten: „Zweitens habe ich beschlossen, die niedrigste Prüfungspunktzahl aller zu streichen“, so McNichols.

Damit geht die als besonders liberal geltende Uni im US-Nordwesten einen Weg, der weit über die seit den siebziger Jahren in den USA eingeführte Praxis der „Affirmative Action“ hinausgeht. Diese umstrittene „positive Diskriminierung“ wurde damals eingeführt, um besonders Schwarzen gezielt durch Vorteilsgewährung zu helfen. An den Universitäten bedeutete dies meist, daß speziell bei den Aufnahmetests die Leistungsanforderungen für Schwarze gesenkt wurden.