© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/20 / 12. Juni 2020

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Kulturkampf um das Karl-May-Museum

OSNABRÜCK/RADEBEUL. Seit dem Rücktritt des Direktors des Karl-May-Museums in Radebeul bei Dresden, Martin Wacker, im Mai wird um den Kurs des Hauses gestritten. „Es geht um einen Kulturkampf. Es geht um eine bestimmte Sicht auf Karl May und seine Geschichte. In diesem Konflikt wird auch die koloniale Vergangenheit verhandelt. Zu den Exponaten in dem Museum gehören Relikte aus der Kolonialzeit, deren Geschichte nie erforscht worden ist“, erklärte Andreas Brenne in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Er ist Professor für Kunst und ihre Didaktik an der Universität Osnabrück und Mitglied der Karl-May-Gesellschaft. 2019 gehörte er zu den Kuratoren der Ausstellung „Blutsbrüder. Der Mythos Karl May in Dioramen“, die im Osnabrücker Museumsquartier gezeigt wurde. Brenne fordert eine Reform: „Das Museum hat aus meiner Sicht nur eine Perspektive, wenn es sich mit zeitgenössischen Themen beschäftigt, die Herkunft seiner Exponate erforscht und Karl May als kulturhistorische Figur ernst nimmt. Dazu gehören auch gern verschwiegene Themen wie die sublime Homosexualität Karl Mays“. Genau das habe der vormalige Museumsleiter Wacker versucht, meint Brenne. Nach seiner Ansicht beherrsche das Karl-May-Museum „gestriges Gedankengut“. Es gebe dort auch Bilder des nationalsozialistischen Malers Wilhelm Emil „Elk“ Eber, der ein von Adolf Hitler favorisierter Künstler gewesen sei. „Restaurative Kräfte möchten das alte Bild des Fremden und des großartigen Europäers aufrechterhalten“, sagte Brenne. Deutliche Kritik äußerte der Karl-May-Experte auch an der erneuten Berufung des vormaligen Museumsleiters René Wagner zum Interimschef. „Wagner war inoffizieller Mitarbeiter (IM) und hat jahrelang im Auftrag der Staatssicherheit der DDR die Szene der indianistischen Hobbyisten rund um Dresden beobachtet. Diese Szene entwickelte sich im Kontext des Indianermuseums (so der offizielle Name des Karl-May-Museums in der DDR). Karl May war in der DDR nicht geschätzt, weil er als reaktionärer Imperialist galt. Die Hobbyisten-Szene orientierte sich an der Pionierzeit der USA, wurde deshalb in der DDR als nicht systemkonform argwöhnisch betrachtet und überwacht“, beschreibt Brenne den Hintergrund.

 www.karl-may-museum.de





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