© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

BigTech-Konzerne gehen als Gewinner aus der Krise
Gefahr von oben
Björn Harms

Abseits des grassierenden Wahnsinns vollziehen sich Prozesse, deren Auswirkungen uns erst in den nächsten Jahren so richtig bewußt werden dürften. Die Corona-Pandemie hat die Monopolisierung in der Tech-Branche weiter beschleunigt. Konzerne wie Amazon, Google oder Facebook genießen beinahe unbegrenzte Marktmacht, eine Art Feudalherrschaft bahnt sich an. In einer durchtechnisierten Silicon-Valley-Gesellschaft aber, in der Daten entscheidender und Arbeitskräfte trivialer werden, zerreibt es eine jetzt schon verarmende Mittelschicht. Wer schlägt daraus politisches Kapital? Wer hört die Besitzlosen?

Die Linke ist es nicht. Schließlich probt sie gerade ihren konformistischen Aufstand gemeinsamen mit den Großkonzernen. In ihrer globalen Vielfaltsblase ist kein Platz für heimat- oder wertebewußte „Somewheres“. Und die Rechte? Sie muß verstehen, daß die Gefahr nicht nur von links, sondern vor allem von oben kommt. Abschreckendes Beispiel ist ausgerechnet US-Präsident Donald Trump, einst populistischer Hoffnungsträger der sozialen Peripherie. Jahrelang sprach er davon, die Zensur von konservativen Stimmen in den sozialen Medien zu beenden. Oder das Kartellrecht gegen Google in Stellung zu bringen. Passiert ist nichts. Früher oder später werden sich die Ausgeschlossenen jedoch erheben. Die Gelbwesten-Demonstrationen in Frankreich oder die Bauernproteste hierzulande sind nur der Anfang.