© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Alice Hasters weiß, Berufsrassismussopfer wie sie haben derzeit Konjunktur.
Königin des Klagens
Boris T. Kaiser

Die „Black Lives Matter“-Bewegung ist endgültig nach Deutschland geschwappt. Gute Zeiten für Berufsmigranten und Profiopfer, die ihre Karriere auf nichts anderem als ihrer ethnischen Herkunft aufgebaut haben. 

Paradebeispiel für eine solche ist die dunkelhäutige Journalistin Alice Hasters, Autorin des 2019 erschienenen Spiegel-Bestsellers „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“. Die 31jährige gebürtige Kölnerin, deren Mutter aus den USA stammt, und die heute, wie könnte es anders sein, natürlich in Berlin lebt, gehört zu den führenden Diskriminierungssurfern der Kategorie „Nur weil ich schwarz bin ...“ Der weißen, deutschen Gesellschaft wirft sie in ihrem Buch, ihren Beiträgen und Interviews in Presse, Funk und Fernsehen sowie in ihrem Podcast „Feuer und Brot“ permanent „Alltagsrassismus“ vor, zu dem sie kurzerhand alles zählt, was sie im Alltag so an weißen Deutschen nervt.

Den Tod George Floyds durch einen brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis nahm Hasters persönlich. So persönlich, daß sie sich auf Twitter darüber beschwerte, daß ihre „weißen Freund*innen“ sich nicht bei ihr gemeldet haben, um sie zu fragen, wie es ihr nun geht. Genau diese Ich-Bezogenheit ist die Grundlage für das Kartenhaus der sogenannten strukturellen Diskriminierung, für die in vielen Bereichen empirische Belege fehlen. Auf Twitter beschwerte sich Hasters aßerdemdem, daß ihre Berufsopferkollegen, „nicht überall in Dauerschleife“ interviewt und zitiert werden. „Diese Menschen stehen schließlich nicht umsonst am Ende meines Buches“, klagt die Publizistin. 

Wer jetzt aber glaubt, er könne durch ein wenig Aufmerksam- und Nettigkeit dem Rassismusvorwurf entgehen, wird von der Afrodeutschen eines besseren belehrt. Auf der Internetseite der „Tagesschau“, der sie laut ihrem Verlag ebenso zuarbeitet wie dem öffentlich-rechtlichen RBB, schreibt Hasters, daß die „internalisierte Denkweise“ des angeblichen Alltagsrassismus sich „auch in positiven Bemerkungen“ äußern könne: „Etwa, ich hätte Rhythmus im Blut, könne gut tanzen, singen oder Basketball spielen. Das alles (etwa) wurde mir aufgrund meines Schwarzseins unterstellt.“

Probleme damit, daß ihr dieser „positive Rassismus“ in einer Gesellschaft, deren Medien und Institutionen sich beständig selbst beschwören, „diverser“ zu werden, automatisch auch Türen öffnet, die ihr sonst verschlossen geblieben wären, hat die Königin des Klagens offenbar nicht. Es sei denn, sie glaubt ernsthaft, jemand würde sich für ihre Problem-Konstruktionen interessieren. Vermutlich aber glaubt sie das tatsächlich. Wie andere fordert sie derzeit ein „kritisches Weißsein“. Ein kritisches Schwarzsein, sprich das Bewußtmachen eigener Privilegierung, könnte auch schmerzhafte Einsichten zur Folge haben.