Wer damit ausgelastet ist, über die „Rassenfrage“ zu schwadronieren, dem fehlt die Zeit, über die Klassenfrage nachzudenken. Damit das nicht nur in den USA so bleibt, stehen Goldman Sachs, Google & Co. in der ersten Reihe der Förderer von „Black Lives Matter“. So setzt die „Rassismus“-Hysterie konsequent die Reihe postmoderner Ablenkungsdiskurse fort, die sich in den 1980ern mit der Rezeption des Soziologen Michel Foucault (1926–1984) an US-Universitäten etablierten, wo dessen Gebräu aus Politischer Korrektheit, Gender- und Diversity-Agitprop in Windeseile die Hörsäle eroberte. Seitdem steht, wie der Politologe Guido Giacomo Preparata nachweist („Die Ideologie der Tyrannei“, Berlin 2015), für Studenten weniger die primäre Frage nach den politisch-ökonomischen Machtverhältnissen als die tertiäre nach den „patriarchalischen, sexistischen und rassistischen Prägungen“ der Gesellschaft auf dem Stundenplan. Wie erfolgreich es gelang, „die Macht der US-Konzerne durch den Diskurs der Diversität“ von Rasse und Geschlecht (Preparata) zu fördern, illustriert die von Siegfried Gerlich sezierte Kampagne der „jungfeministischen MeToo-Bewegung“ gegen den Film-Mogul Harvey Weinstein (Tumult, 2/2020). Auch hier bewahrte der massenmedial inszenierte Geschlechterkrieg die Verblendungszusammenhänge stiftende kapitalistische Funktionalität der Kulturindustrie vor Kritik, indem es sie ablenkend auf die nach Hollywood-Maßstäben gar nicht ungewöhnlich „monströse“ Figur Weinsteins konzentrierte. Mit dessen Verurteilung zu 23 Jahren Haft habe zudem die der MeToo-Bewegung kongeniale Gesinnungsjustiz triumphiert.