© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Harvey Weinstein und der profitabel inszenierte Geschlechterkrieg
Ideologie der Tyrannei
(dg)

Wer damit ausgelastet ist, über die „Rassenfrage“ zu schwadronieren, dem fehlt die Zeit, über die Klassenfrage nachzudenken. Damit das nicht nur in den USA so bleibt, stehen Goldman Sachs, Google & Co. in der ersten Reihe der Förderer von „Black Lives Matter“. So setzt die „Rassismus“-Hysterie konsequent die Reihe postmoderner Ablenkungsdiskurse fort, die sich in den 1980ern mit der Rezeption des Soziologen Michel Foucault (1926–1984) an US-Universitäten etablierten, wo dessen Gebräu aus Politischer Korrektheit, Gender- und Diversity-Agitprop in Windeseile die Hörsäle eroberte. Seitdem steht, wie der Politologe Guido Giacomo Preparata nachweist („Die Ideologie der Tyrannei“, Berlin 2015), für Studenten weniger die primäre Frage nach den politisch-ökonomischen Machtverhältnissen als die tertiäre nach den „patriarchalischen, sexistischen und rassistischen Prägungen“ der Gesellschaft auf dem Stundenplan. Wie erfolgreich es gelang, „die Macht der US-Konzerne durch den Diskurs der Diversität“ von Rasse und Geschlecht (Preparata) zu fördern, illustriert die von Siegfried Gerlich sezierte Kampagne der „jungfeministischen MeToo-Bewegung“ gegen den Film-Mogul Harvey Weinstein (Tumult, 2/2020). Auch hier bewahrte der massenmedial inszenierte Geschlechterkrieg die Verblendungszusammenhänge stiftende kapitalistische Funktionalität der Kulturindustrie vor Kritik, indem es sie ablenkend auf die nach Hollywood-Maßstäben gar nicht ungewöhnlich „monströse“ Figur Weinsteins konzentrierte. Mit dessen Verurteilung zu 23 Jahren Haft habe zudem die der MeToo-Bewegung kongeniale Gesinnungsjustiz triumphiert. 


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