© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Fragebogen nach Art des Schriftstellers Marcel Proust sind in mancherlei Abwandlungen in Zeitungen und Zeitschriften – so auch seit vielen Jahren in der JUNGEN FREIHEIT (Seite 23) – ein beliebtes Mittel, sich von der Persönlichkeit des Antwortenden ein Bild zu machen. Eine Zumutung zumindest für passionierte Leser ist dabei jedoch die Frage, welches Buch einen nachhaltig beeinflußt habe. Wer viel liest, wird darauf nie und nimmer mit nur ein, zwei Buchtiteln antworten können. Die Pop-Ikone David Bowie (1947–2016) zum Beispiel legte drei Jahre vor seinem Tod eine Liste mit einhundert Büchern an, die ihn geprägt haben. Sie reicht von der „Ilias“ und Dantes „Inferno“ bis zu Christopher Hitchens „Die Akte Kissinger“ (2001), dazwischen auch die deutschsprachigen Autoren Alfred Döblin („Berlin Alexanderplatz“) und Christa Wolf („Nachdenken über Christa T.“). Der Musiker reiste sogar oft mit speziellen Bücherkoffern durch die Lande, um die für ihn wichtigsten Lektüren immer bei sich zu haben. Von dieser Obsession erzählt der Londoner Journalist John O’Connell jetzt in „Bowies Bücher. Literatur, die sein Leben veränderte“ (Kiepenheuer & Witsch). In einhundert kurzen Essays stellt er die Werke vor und untersucht sie auf ihren Gehalt für Bowies Leben und Arbeit. Ihn habe der Gedanke gereizt, anhand von Bowies Liste herauszufinden, was an diesen Büchern für ihn so wichtig gewesen sei. „Ich wollte mich in seinen Kopf hineindenken“, sagte er vergangene Woche dem Deutschlandfunk. „In die richtige Reihenfolge gebracht, beschreiben die Bücher einen Weg durch Bowies Leben vom Kind zum Teenager und vom  drogenumnebelten Superstar zum  reflektierten, zurückgezogen lebenden Familienmenschen“, heißt es in O’Connells Einleitung. „Bowies Bücher“ bietet allen Fans des bibliophilen, vielseitig interessierten Sängers und Schauspielers ein kurzweiliges Lesevergnügen.


PR-Texte von Agenturen ungefiltert eins zu eins wiederzugeben gilt im Journalismus völlig zu Recht als verpönt. In diesem Fall hier, der Anpreisung der aktuellen Ausgabe einer Zeitschrift, sei jedoch eine Ausnahme erlaubt: „Im neuen Heft schaut Die Epilog auf die soften Nischen unserer Gegenwart: auf die ZÄRTLICHKEIT von Staaten, Beton und Robotern, auf zärtlichen Widerstand und ob das geht, sanfte Gewalt, und auf die Angst vor Nähe und erdrückende Zärtlichkeit – ein Heft über Self-Care, Soft Power und zärtlichen Kolonialismus, gefühlvoll kuratiert von einer frisch geformten Redaktion (…)“ – Wer da nicht gleich zugreifen will, ist selbst schuld.