© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/20 / 03. Juli 2020

Kirchenaustritte auf historischem Höchststand
Geldhahn zudrehen
Helmut Matthies

Was für ein Negativrekord! Im letzten Jahr verließen 270.000 Menschen die EKD und mit 272.668 Personen erstmals noch mehr die katholische Kirche. War die evangelische Kirche nach Kriegsende mit 41,2 Millionen Mitgliedern noch weit größer als die katholische, so hat sie sich jetzt auf 20,7 Millionen halbiert. Auch mit der katholischen Konkurrenz geht es bergab (seit 1950 um fast drei Millionen auf 22,6 Millionen) – besonders seit sie falschen Entwicklungen in der EKD folgt.

Der Grund für den Abstieg des Protestantismus ist vor allem eine moderne Theologie, die Essentials wie die Auferstehung Christi in Frage stellt und damit zahllose Christen verunsichert. Weil sich immer mehr Pfarrer ihres Glaubens nicht mehr sicher wissen, suchen sie ihr Heil in einer unheilvollen Politisierung. So bestimmt ein linksgrünes Milieu die Synoden. Konservative haben keine Chance. Beispiel Kirchentag: Sozialisten und Muslime dürfen mitwirken, aber „Christen in der AfD“ nicht.

Alle Kritik an der Entkirchlichung der Kirche hat nichts bewirkt, weil die Kirchensteuereinnahmen so hoch wie nie sind. So hart es klingt: Erst wenn das Geld knapp wird, dürfte eine Kurskorrektur zu erwarten sein. Wer in der Politik den staatlichen Kirchensteuereinzug in Frage stellt, könnte so helfen, daß die Volkskirchen keine Kirchen ohne Volk werden.






Helmut Matthies war bis 2017 Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.