© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/20 / 03. Juli 2020

Wirecard-Skandal und die Rolle der BaFin
Es riecht nach Staatsversagen
Paul Rosen

In seiner kurzen Blütezeit war Wirecard größer als die Deutsche Bank und galt als Unternehmen der Superlative: größtes Fintech Deutschlands, Schrecken der etablierten Banken und digitales Vorzeigeprojekt. Nach dem Insolvenzantrag steht der Name Wirecard für den größten Finanzskandal der Nachkriegszeit.

Vermutlich haben in der Digitalisierungs-Euphorie alle weggeschaut – von der Aufsichtsbehörde über Wirtschaftsprüfer und Presse bis hin zu Analysten. Schon vor eineinhalb Jahren wurde die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) über Unregelmäßigkeiten bei dem Dax-Konzern informiert. Die zu einer Monster-Behörde gewucherte BaFin prüft jede kleine Volksbank rigoros.

Warum schaut sie bei einem Dax-Konzern demonstrativ weg und nimmt in Kauf, daß Finanzmarkt und Anlegern massiver Schaden zugefügt wird, obwohl sie zu deren Schutz da ist? Und hat der für die BaFin zuständige Staatssekretär im Finanzministerium, der Ex-Investmentbanker Jörg Kukies, beim wilden Treiben von Wirecard ein Auge zugedrückt? Wollte er kein Spielverderber beim bunten Fintech-Ringeltanz sein?

Es riecht nach Staatsversagen, und das sollte ein Untersuchungsausschuß des Bundestages aufklären, damit die Regierung den Wirecard-Skandal nicht unter den Teppich kehren kann.