© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/20 / 03. Juli 2020

Umwelt
Ab in die Tonne
Paul Leonhard

Schon vor Corona mußte in Japan oder Taiwan keine Maskenpflicht verordnet werden – hier trägt jeder, der kränkelt, schon aus Höflichkeit einen effektiven Mund-Nasen-Schutz, um andere nicht anzustecken. In Deutschland wurde diese Erfahrung bis April offiziell geleugnet – die Politik war nämlich auf eine Pandemie nicht vorbereitet. Viele halten nichts vom verspäteten „Lappenzwang“, doch dann drohen Bußgelder: von zehn Euro in Rheinland-Pfalz über 50 Euro in Hessen und 150 Euro in Bayern. Im klammen Berlin sind es bis zu 500 Euro – theoretisch, denn hier gilt bei manchen „Deeskalationspflicht“. Die Masken sind aber leider ein Nährboden für Bakterien und Pilze. Ein regelmäßiger Wechsel ist obligatorisch – und das zeigt sich zunehmend: Sommerblumengleich leuchten an den Gehwegen und in den Rabatten entsorgte Einwegmasken.

Die ordnungsgemäße Entsorgung ist vielen genauso lästig wie das Maskentragen.

Doch der gebrauchte Atemschutz ist Sondermüll, soll in Zeitungspapier eingewickelt und in eine Plastiktüte gesteckt werden, die dann im Restmüll landet, der letztlich verbrannt wird. Aus der Biotonne, dem Gelben Sack oder dem Altpapier müssen die gebrauchten Masken aussortiert werden. Die Kunststoffe und die Drähte, die zum engen Anliegen nötig sind, sind biologisch nicht abbaubar. Sie stellen auch eine Gefahr für Tiere dar. Aber die ordnungsgemäße Entsorgung ist vielen offenbar genauso lästig wie das ordnungsgemäße Tragen. Der Mund-Nasen-Schutz wird oft zusammengeknüllt in der Tasche mitgeführt oder unterm Kinn getragen, um dann im letzten Moment beim Betreten des Geschäfts oder des ÖPNV über Mund und Nase gezogen zu werden. In Rom wird das wilde Wegwerfen von Masken inzwischen mit einer Strafe von 500 Euro geahndet. In Wien sind es zwar nur 50 Euro, sollte es aber zu einer Anzeige kommen, kann das achtlose Wegwerfen bis zu 2.000 Euro kosten – auch dem Urlauber.