© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Aufgeschnappt
Im Weißsein gefangen
Matthias Bäkermann

Rachel Dolezal erregte 2015 in den USA einen Skandal. Ihre Eltern offenbarten, daß die damalige Lehrbeauftrage für „Black Studies“ an der Eastern Washington University und langjährige Präsidentin einer lokalen schwarzen Bürgerrechtsbewegung eigentlich weiß sei und ihre ganze Familie aus Böhmen stammt. Damals verlor die stets dunkel geschminkte Dolezal mit ihrer schwarzgefärbten Afrofrisur ihren Uni-Job und alle ethnisch begründeten Funktionärsposten.

Nun aber fachen die aktuellen George-Floyd-Proteste bei der heute 43jährigen den Eifer für Schwarzenrechte erneut an, denn „rassisch identifiziere ich mich als Mensch, aber kulturell identifiziere ich mich als Schwarze“, wie sie vergangene Woche der New York Post gestand. Derzeit versucht Dolezal, die auch dafür wirbt, „rassistische Denkmäler zu entstellen“, deshalb ein Kunstobjekt zu veräußern, bei dem sie Büsten von US-Gründervätern – „allesamt Rassisten, Sklavenhändler und Vergewaltiger“ – mit roter Farbe besudelt hat. Die „Black Lives Matter“-Bewegung beeindruckt dieser Aktivismus der Wunsch-Schwarzen indes wenig. Dort lehnte man ihr Angebot auf Mitarbeit rundweg ab. Enttäuscht tröstet sich Dolezal nun damit, daß ihr wenigstens einige „nicht weiße Bekannte“ das große Engagement für die Sache „bestätigt“ hätten.