© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Retusche der Woche
Stadt, Land, Frust
Christian Vollradt

Wir schafft Wunder“ heißt grammatikalisch unkorrekt, aber politisch ambitioniert eine Kampagne des Bundesumweltministeriums. Es geht darum, wie wir fernab von Corona in der Zukunft den „Fortschritt sozial und ökologisch gestalten“ können. Dafür stellt das Ministerium seine Ideen auf knapp 50 Seiten zur Diskussion. Laut Vorwort sind die „Zukunftsbilder dieses Impulspapiers optimistische, mutige Bilder eines guten Lebens im Jahr 2050“. Eines der Kapitel widmet sich auch dem Thema „Zukunft der Landwirtschaft“. Zwischen den Textbausteinen über Artenvielfalt und Tierwohl hatte man zur Auflockerung ein paar Bildchen gesetzt. Eines zeigte allerdings, so empörten sich Landwirte und insbesondere -frauen der Gegenwart, eher die Landwirtschaft von 1950: Ein muskulöser Bauer auf einem Oldtimer-Trecker, die Bäuerin barfuß mit Forke dahinter. Dem impliziten Sexismus-Vorwurf wollte sich Ministerin Svenja Schulze (SPD) offenbar nicht aussetzen: Die Kritik sei berechtigt, gestand das Ressort ein. „Wir haben uns dazu entschlossen, die gesamten Illustrationen zu entfernen.“