© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Grüße aus Rom
Allein mit Raffael
Paola Bernardi

Die Sonne sticht, die römische Hitze treibt die bisher noch wenigen Touristen in die Kirchen der ewigen Stadt, um Kühlung zu finden. Gebannt schauen diese auf die kostbare Innenausstattung, auf die goldstrotzenden Heiligenbilder und Statuen. Im fast leeren Petersdom erleben sie nun sinnlich die Mächtigkeit dieser größten Kirche der Christenheit in allem Prunk und aller Schönheit.

Doch die Corona-Pandemie hat auch den Vatikan, dieses Herz des Christentums, sehr weltlich, nämlich finanziell, erschüttert. Mögen auch die Augen in Gold und Silber schwelgen, dennoch sind fast 45 Prozent der Gesamteinnahmen in Höhe von rund 24 Millionen Euro ganz profan weggebrochen, weil die Vatikanischen Museen seit 8. März geschlossen bleiben mußten. Jährlich eilten über fünf Millionen Besucher durch die Gemächer der Museen.

Die Gehälter der 4.000 vatikanischen Angestellten sind ohnedies schon ziemlich niedrig.

Spenden bleiben in diesen schweren Zeiten auch aus. Eine heilige Katastrophe, wie der vatikanische Verantwortliche für die Finanzen, Juan Antonio Guerrero Alves, erklärte. Der Vatikan kann nicht auf Außenhilfe hoffen – weder von der EU noch vom Weltwährungsfonds, noch von der Weltbank kommt etwas.

Dabei gab es gerade vorher den Skandal einer Investmentaffäre in London, die von einem italienischen Finanzmakler für den Vatikan eingefädelt worden war. Ein Immobiliendeal im feinen Londoner Stadtviertel Chelsea endete mit hohem Verlust für den Vatikan, der Makler kam hinter Gitter. Auch in der Schweiz wurden verdeckte Konten des Vatikans entdeckt. Es geht dabei um Kapitalanlagen des Staatssekretariats. Deshalb holte der Heilige Stuhl nun einen Finanzexperten von außen, von einer internationalen Beratungsfirma.

Und zu dem ohnehin schon vorhandenen Finanztrubel nun auch noch die Verluste aufgrund der Pandemie. Papst Franziskus, wie schon der erwählte Name des Heiligen der Armen besagt, ist nun noch stärker auf Sparkurs ausgerichtet. Dabei sind die Gehälter der 4.000 Angestellten im Vatikan schon ziemlich niedrig. Dort arbeitet man mehr für Prestige und Seelenheil als für das Sparkonto.

Die Museen im Vatikan sind wieder geöffnet. Doch nur zögerlich beginnt der Besucherstrom. Dabei ist es eine wahre Wonne, ohne Gedrängel und Geschubse sich Raffaels „Stanzen“ andächtig anzusehen. Vom Vatikan kann man ins Pantheon gehen, wo der Renaissancekünstler bestattet liegt. Bis Ende des Jahres schmückt eine rote Rose seinen Sarkophag.