© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Zeitschriftenkritik: Arcadi
Für eine Globalisierungskritik von rechts
Werner Olles

Im Vorwort zur aktuellen Ausgabe des vierteljährlich erscheinenden Hochglanz-Magazins Arcadi (1/2020) betont Chefredakteur Yannick Noé, die Zeitschrift „mausere sich immer mehr zum Sprachrohr einer jungen Generation, die nach goldenen Zeiten strebt und nicht den Verfall eines Landes, eines ganzen Kontinents einfach willenlos hinnehmen will“. In der Tat ist der „neurotische Zustand“ der Gesellschaft, auf den Florian Sander in seinem Beitrag „Corona als Globalisierungsfolge“ hinweist, nicht nur Fakt, sondern bezeichnend für ein System, das die Globalisierung für „alternativlos“ hält. Der Autor kritisiert jedoch auch konservative Kreise, die dies „bisher noch nicht in ausreichendem Maße problematisiert haben“. Gewiß gehörten illegale Massenmigration, die Transformation der EU zu einem Bundesstaat und die globalen Finanzkrisen eines Turbokapitalismus zu den Folgen der Globalisierung. Doch sei bislang kaum ein Augenmerk darauf gelegt worden, daß die postmoderne Grenzenlosigkeit auch für die Gesundheit der Völker katastrophale Ergebnisse zeitigt. Sander plädiert daher für „national umgrenzte Territorialgesellschaften“. Der Soziologe Ulrich Beck habe bereits Mitte der 1980er Jahre unter dem Eindruck der Tschernobyl-Katastrophe die „Entgrenzung von Risiken“ benannt, die nur „eingeschränkt kontrollierbar“ seien. Sanders Fazit: „Wir brauchen eine Globalisierungskritik von rechts“, doch müsse man „eigene Alternativen und Lösungen aufzeigen“. Dies werde auch eine der Aufgaben der AfD sein, die in Gefahr sei, selbst ein Opfer der Pandemie zu werden, da die Bürger in Krisenzeiten nach Sicherheit strebten und die Regierenden unterstützten. 

„Freiheitliche Kulturpolitik“, schreibt der FPÖ-Politiker Wolfgang Caspart, sei durch eine „grundsätzlich idealistische und damit transzendentalphilosopische Ausrichtung“ geprägt. Der Grund für den Tod der Kulturen sei derselbe wie für den Tod von Staaten und Völkern: „Der Verlust des Bewußtseins der ideellen Gemeinschaft von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und überhaupt von Transzendenz.“ Der Kulturteil stellt den schlesischen Volkskundler und Schriftsteller Will-Erich Peuckert vor, dessen Buch „Geheimkulte“ ein akademisches Standardwerk war und des Autors „unstillbare Suche nach dem Göttlichen und die stetige Wiederheiligung der Landschaft, die heute einer Wiedergeburt bedarf“, offenbarte. Obwohl im Nationalen verwurzelt, ließ ihn seine Heimatliebe nicht zum Denunzianten oder Komplizen von Mördern werden, weshalb die Nationalsozialisten ihn 1935 mit einem Lehrverbot belegten. Peuckert schrieb über Andreas Hofer, Rübezahl, die Wiedergeburt, über die Pansophie, Rosenkreuzer und Astrologie. Sein literarisches Schaffen war gewaltig, ist jedoch heute bis auf die „Geheimkulte“ vergessen. Die geschichtslose Politik der 68er tilgte seinen Namen aus dem Gedächtnis des Landes. Es ist an der Zeit, ihn neu zu entdecken. Als Gegenentwurf zur Globalisierung und Heimatlosigkeit der Moderne ist Peuckerts Werk über Mythen und Sagen eine Schatztruhe.

Kontakt: Arcadi Media, Königstr. 5, 01097 Dresden. Das Einzelheft kostet 8,50 Euro, ein Jahresabo 35 Euro.

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