© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Meldungen

Masern wohl doch schon in der Antike verbreitet

WASHINGTON. Die erste quellenmäßige Erwähnung der Masern stammt aus dem 9. Jahrhundert. Doch offenbar ist diese gefährliche Infektionskrankheit wesentlich älter. Forscher des Berliner Robert-Koch-Institutes fanden jetzt in der von Rudolf Virchow begonnenen Sammlung medizinischer Präparate an der Charité die konservierte Lunge eines Kindes, das 1912 an den Masern verstorben war. Damit bestand die Möglichkeit, durch Vergleiche mit späteren Proben die molekulare Uhr des Masernvirus zu kalibrieren, um den genauen Zeitpunkt zu ermitteln, zu dem sich der Erreger vom Rinderpestvirus abspaltete und auf den Menschen übersprang. Das muß bereits um das Jahr 528 v. Chr. geschehen sein, das heißt während der historischen Epoche, in der die Einwohnerzahl mancher Städte bis auf rund 250.000 wuchs (Online-Ausgabe von Science vom 29. Juni 2020). Vermutlich handelte es sich also bei einigen großen Seuchen der Antike, über deren Natur bisher Unklarheit herrschte, um Masernepidemien. (ts)

 www.sciencemag.org





Ungeahntes Wachstum bei den Pueblo-Indianern

WASHINGTON. Der schottische Nationalökonom Adam Smith postulierte schon im 18. Jahrhundert einen Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte beziehungsweise der Größe von Märkten und dem allgemeinen Wohlstandsniveau innerhalb von Gesellschaften. Diese These läßt sich jedoch nur sehr schlecht empirisch überprüfen, weil in aller Regel der technische Fortschritt als „Störfaktor“ hinzukommt. Anders hingegen bei den Pueblo-Indianern im Südwesten Nordamerikas in der Zeit zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert: Hier blieben technologische Neuerungen aus und trotzdem kam es bei jeder Verdopplung der Einwohnerzahl einer Siedlung zu einem Wirtschaftswachstum von rund 16 Prozent (Science Advances 25/2020). Das ist das Ergebnis akribischer Untersuchungen von Scott Ortman von der University of Colorado und José Lobo von der Arizona State University in den Pueblo-Siedlungen im nördlichen Einzugsbereich des Rio Grande, die von einigen Dutzend bis mehr als 3.000 Menschen bewohnt gewesen waren. (ts)

 www.advances.sciencemag.org





Erste Sätze

Eine helldunkle Gestalt, gerüstet aus der Dämmerung aufglänzend; Rembrandts Gesichten ähnlich ist Bismarck, und so soll er dargestellt werden.

Emil Ludwig: Bismarck. Geschichte eines Kämpfers, Berlin 1928





Historisches Kalenderblatt

13. Juli 1260: In der Schlacht an der Durbe (Kurland) erleidet der Deutsche Ritterorden eine vernich-tende Niederlage gegen ein Litauerheer. Davon ermutigt erheben sich die baltischen Nachbarstämme der Kuren und Prußen, deren Aufstand 1272 niedergeschlagen wird.