© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Urteile der Woche
Urplötzlich ausgerastet
Björn Harms

Ein Urteil des Amtsgerichts Nauen hat in der vergangenen Woche für heftige Diskussionen in den sozialen Netzwerken gesorgt. Worum ging es? Am 3. Juli war der Algerier Mohammed T. bei einer Fahrscheinkontrolle im ICE 802 auf der Strecke  Berlin–Hamburg urplötzlich ausgerastet, wie die Bild-Zeitung berichtete. Der 30jährige drohte, den Zug in die Luft zu sprengen. Rund 300 Fahrgäste mußten evakuiert werden, die GSG 9 griff ein und überwältigte den Mann, der keine gültigen Papiere vorweisen konnte. 59 Züge verspäteten sich, elf fielen aus, 19 mußten umgeleitet werden. Die Strafe für die Aktion? 900 Euro. Fürs Schwarzfahren! Offenbar keine neue Art der Fortbewegung für den in Frankreich mehrfach vorbestraften Mann: Seit dem 22. Mai hatte die Bundespolizei ihn in Deutschland bereits fünfmal dabei erwischt. Eine Ausweisung nach Frankreich ist beantragt, ein Vollzug jedoch nicht abzusehen. T. verließ entspannt den Gerichtssaal und verabschiedete sich in Richtung Bahnhof. Gänzlich anders fiel in der gleichen Woche ein Urteil gegen eine Rentnerin aus dem bayerischen Traunreut aus. Die Frau soll zwei Packungen Heidelbeeren im Wert von 3,98 Euro in einem Supermarkt gestohlen haben – was sie vor Gericht abstritt. Der Richter glaubte der 69jährigen nicht. Da sie bereits wegen eines vorherigen Diebstahls vorbestraft war, muß sie nun für zwei Monate ins Gefängnis.