© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Zeitschriftenkritik: Die Kehre
Pseudoreligiöser Selbstschutz
Werner Olles

Klimaschutz gegen Naturschutz? So fragt die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift „Die Kehre“ im Titelthema ihrer aktuellen Ausgabe (Frühjahr 2020). Der Name der Zeitschrift ist dem Werk „Die Technik und die Kehre“ des Philosophen Martin Heidegger entlehnt. Der Landwirt und DDR-Umweltaktivist Michael Beleites stellt in der aktuellen Ausgabe die Argumente der „Klimahysteriker“ und „Klimaleugner“ gegeneinander, um die Ideologie des menschengemachten Klimawandels durch CO2 nachzuprüfen. Er schließt, die Reduzierung der Klimadynamik auf den CO2-Gehalt der Luft blende andere Faktoren aus. Inzwischen sähen auch immer mehr Wissenschaftler den Klimaanteil des CO2 bei höchsten 25 Prozent, während Sonnenaktivitäten, Luftverschmutzung und militärische Experimente mit energetischen Wellen einfach ausgeblendet werden, ganz zu schweigen von der naturzerstörenden Überbevölkerung.

Die Natur- und Tierschützerin Lotta Bergmann zitiert in ihrem Beitrag „Im Schatten der Windkraft stirbt der Artenschutz“ den Bergsteiger Reinhold Mess­ner: „Alternative Energieerzeugung ist sinnlos, wenn sie genau das zerstört, was man durch sie schützen will: die Natur“. Dieses Dilemma der sogenannten erneuerbaren Energien trifft vor allem auf die Windkraft zu, deren jährliche Opfer kaum noch zu zählen sind: über 100.000 Vögel, eine Viertelmillion Fledermäuse und 12.000 Tonnen Insekten. Es sind vor allem die gefährdeten Greifvögel wie Rotmilane und Wanderfalken und die seltenen Seeadler, die durch die Spitzen der Rotorblätter zerschmettert werden, während die Fledermäuse nicht durch Kollisionen getötet werden, sondern durch den extremen Druckabfall hinter den Rotorblättern, der die Lungen der Tiere platzen läßt. 

Die Offshore-Windparks auf See stellen für Zugvögel während ihrer Frühjahrs- und Herbstreise eine massive Bedrohung dar. Sie sind auch wegen ihrer Pfeiler für Meeressäuger eine große Gefahr, denn für das Installieren eines Pfahls werden etwa 3.000 Schläge gebraucht, die unter Wasser einen Schalldruckpegel von bis zu 235 Dezibel verursachen. Besonders empfindlich auf den Lärm reagiert die in den Meeren Deutschlands einzige heimische Walart, der Schweinswal.

Insgesamt sei die Ökobilanz der Windkraftindustrie verheerend. Eine völlig falsche Energiewende zerstöre die heimische Natur, verursache enorme Stromkosten und trage nichts zum Schutz des Weltklimas bei. Bergmann: „Exemplarisch für die derzeitigen ideologischen Aktivitäten in unserem Land dürfte folgendes sein: Im Reinhardswald, einer der schönsten und ältesten Waldlandschaften, sind aktuell mit Hilfe der schwarz-grünen Landesregierung 20 Windräder mit über 240 Meter Höhe geplant, wofür gnadenlos uralte Baumbestände abgeholzt werden. Wo sind hier die Grünen, die noch vor kurzem den ‘Hambacher Forst’ mit radikalen Protestaktionen vor dem Braunkohleabbau retten wollten?“ Das Geschäft mit dem „menschengemachten Klimawandel“ nehme „pseudoreligiöse Ausmaße“ an.

Kontakt: Oikos Verlag, Kurt-Bayer-Str. 2, 01237 Dresden. Das Einzelheft kostet 7 Euro, ein Jahresabo 22 Euro.

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