© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Urlaubslektüre I: „Geheime Feste“, Naturbetrachtungen von Ernst Jünger, herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von dem Germanisten Alexander Pschera. Die liebevoll zusammengestellte Anthologie versammelt, thematisch geordnet, Lesestücke aus Jüngers Gesamtwerk, die der Jahrhundertautor bei seinen Betrachtungen der Natur und ihrer Phänomene verfaßte. Jüngers Leben, schreibt Pschera in seinem Vorwort, sei „ein kontinuierlicher Dialog mit der Schöpfung“ gewesen. In seinem Œuvre gebe es kaum eine Seite, in der nicht von Pflanzen, Tieren, Steinen, Fossilien und Landschaften die Rede sei. Mit großer Hingabe habe er das Verhalten von Tieren beobachtet, den Wechsel der Jahreszeiten studiert und auf seinen ausgedehnten Exkursionen die Flora, Fauna und Geographie konkreter Orte präzise erfaßt und beschrieben. So lädt der bei Klett-Cotta erschienene Band auf kurzweilige Weise dazu ein, den „grünen Jünger“ näher kennenzulernen.


Urlaubslektüre II: „Die neuesten Streiche der Schuldbürger“ von Michael Klonovsky. In dem sechsten Band seines Online-Tagebuchs Acta diurna präsentiert der Publizist „Reaktionäres vom Tage“ aus dem Jahr 2019. Zusammen mit den vorhergehenden Textsammlungen bilden die Jahreschroniken eine unverzichtbare Fundgrube politisch-medialer sowie gesellschaftlich-kultureller Zumutungen (Edition Sonderwege im Manuscriptum-Verlag).


Urlaubslektüre III: „Metalmorphosen. Die unwahrscheinlichen Wandlungen des Heavy Metal“ (Franz Steiner Verlag). Jörg Scheller, Professor für Kunstgeschichte an der Zürcher Hochschule der Künste und Musiker einer Heavy-Metal-Band, widmet sich darin der komplexen Geschichte schwermetallischer Musik. In seinem Intro schreibt er: „In den liberalen westlichen Konsumgesellschaften ist Heavy Metal zu einem beliebten Gütesiegel geworden. Heavy Metal soll Halt geben in Zeiten des Umbruchs. Wie Edelmetall, das in Krisenzeiten als sicheres Zahlungsmittel gilt, bildet Heavy Metal einen Goldstandard der Popkultur. (…) Lebte Metal einst von der Abgrenzung vom Mainstream, so leben Teile des Mainstreams heute von der – symbolischen – Annäherung an Metal. (…) Hätte man einem Metal-Fan in den 1980er Jahren erzählt, seine Musik werde einmal in der Finanzindustrie als Inbegriff von Seriosität dienen, von Unternehmensberatern als als Inspirationsgeheimtip verbreitet und von schweizerischen Unternehmen in der Werbung eingesetzt werden, er hätte einen wohl für verrückt erklärt.“