© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Blick in die Medien
#BLM als Werbeslogan
Gil Barkei

Die Politisierung der Influencer-Branche (JF 26/19) hat durch die „Black Lives Matter“-Revolte an Fahrt aufgenommen. #BLM ist längst zu einem Marketing-Slogan in einer letztlich knallharten Werbebranche im Wettkampf um Follower und Konsumenten geworden.

Nicht nur, daß zahlreiche In-stagram-Sternchen am 2. Juni zum #blackouttuesday aus Solidarität ein schwarzes Foto teilten, viele Vorreiter der Szene nehmen selbst immer wieder an BLM-Demonstrationen teil. So wie Lisa Banholzer vom Blogger Bazaar (148.000 Abonnenten) oder die Hamburger Mode-Influencerin Caro Daur (2,4 Millionen), die sich unter anderem beim „Stop Racism“-Schildchen-Malen ablichten ließ. Daur rief auch zum BLM-Protest am 4. Juli in zahlreichen deutschen Großstädten auf und teilte in ihrer Story Grafik-Kacheln der „Black Trans Lives Matter“-Bewegung. Für die Migranten-NGO Sea Watch stand sie zudem werbewirksam als Fotomodell vor der Kamera.

Wer nicht mitmacht, der kann lukrative Werbepartnerschaften verlieren.

Für den US-amerikanischen Influencer Joey Borelli (joeybtoonz) stellen solche moralinsauren Auftritte lediglich einen inhaltsleeren „Performance Activism“ zumeist weißer „Narzißten“ dar. In sozialen Netzwerken veröffentlicht er vielfach geteilte Videozusammenschnitte, wie Social-Media-Stars oder jene, die es noch werden wollen, mit Transparenten zu BLM-Demos kommen, nur um schnell ein gestelltes Foto mit dem „richtigen“ Hintergrund zu machen. „Proteste sind das neue Coachella“, kommentiert Borelli die Szenen in Anlehnung an das populäre Musik-Festival in Kalifornien.Wie es Influencern ergehen kann, die sich dem neuen Trend verweigern, zeigt das Beispiel Mirjam „Mimi“ Jäger (31.000). Weil sich die Schweizerin in einem Instagram-Video über mangelnde Abstände bei einer BLM-Demonstration ärgerte und sich dafür nicht entschuldigte, zogen mehrere Unternehmen die Werbepartnerschaft zurück.