© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Italiens Faschisten sabotierten Hitlers Politik der Judenverfolgung
Deportationen verhindert
(dg)

Rassismus“ mit Faschismus und „Vernichtungspolitik“ gleichzusetzen, kennzeichne zwar die übliche, trotzdem nicht zielführende zeithistorische Praxis. Wie der Münchener Privatdozent Tobias Hof in seiner Studie über die Judenpolitik des italienischen Außenministeriums unter Galeazzo Ciano (1936–1943) zeigen kann (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2/2020). Am Beispiel von Benito Mussolinis Regime lasse sich lernen, daß sich „einfache, monokausale Antworten“ auf die Frage nach den Hintergründen von Italiens Judenpolitik geradezu verbieten. Die simple Reduktion judenfeindlicher Politik auf „Ideologie und rassistische Vorstellungen“ unterschätze die Komplexität menschlicher Motivationen und genüge nicht einmal zum Verständnis des deutschen „Radikalfaschismus“ (Ernst Nolte). Noch viel weniger tauge sie zur Erfassung der Verhältnisse beim Achsenpartner, obwohl Mussolini mit seiner im November 1938 verschärften, Juden aus der italienischen Gesellschaft ausschließenden Gesetzgebung auf Hitlers Kurs einzuschwenken schien. Tatsächlich ordnete Ciano aber deren Umsetzung stets pragmatisch außenpolitischen Zielen unter. Daher hätten Cianos Diplomaten die Vernichtungspläne des deutschen Verbündeten in den italienisch besetzten Teilen Frankreichs und der Balkanstaaten erfolgreich  sabotiert und Deportationen verhindert. 


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