© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Leserbriefe

Zu: „Die alimentierte Presse“ von Dieter Stein, JF 28/20

Individuelle Förderung

Vielen Dank für diese Kolumne und Gratulation zu Ihrer bewahrten Unabhängigkeit! Ich bin stolz darauf, Ihre Zeitung seit sehr vielen Jahren nicht nur abonniert, sondern auch (in bescheidenem Rahmen) gefördert zu haben. Bitte bleiben Sie sich treu!

Roswitha Kinzel-Rieder, Taufkirchen






Zu: „Volkes Armee“ von Peter Möller, JF 29/20

Erwacht im Stellvertreterschutz

Ursächlich für die Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist die Frage nach der notwendigen effektiven Bewaffnung des Landes. Kinder, Träumer und bildungsferne Geschichtsverweigerer glauben immer wieder, ohne Waffen gäbe es keinen Krieg. Die letzten Jahrtausende haben das Gegenteil bewiesen. Daß Deutschland seit siebzig Jahre nicht angegriffen wurde, liegt am Stellvertreterschutz durch die Nato. So konnte Deutschland bisher viel Geld sparen. Leider hat der mindersympathische Trump das gemerkt und will den Nato-Schutz rigoros mindern. Langfristig muß sich Deutschland/Europa also wieder selbst verteidigen. Krim, Donbass, Syrien und der dritte (nun biologische und terroristische) moslemische Angriff auf Europa sind Vorboten eines noch immer währenden Kampfes um Weltbeherrschung der Überheblichen und Mächtigen in vielen Teilen dieser Welt (Cäsarenwahn). 

Ein paar Freiwillige in Deutschland werden dazu nicht ausreichen. Um für die Verteidigung die notwendig Qualifizierten zu bekommen, muß ein soziales Jahr für alle Männer und Frauen her. Diese könnten dann zwar Wünsche für ihre Verwendung äußern (Sozialbereich oder Armee), aber für die existentielle Landesverteidigung könnten so die Geeignetsten gefunden werden.

Gerolf Kurowski, Burgwedel






Zu: „Wer kann gewinnen“ von Johannes Eisleben, JF 29/20

Bald alltäglich in die Maske

Für mich stellen sich dringliche Fragen: Gibt es Anhaltspunkte, daß die Bedeutung der Corona-Krise und die einschränkenden Maßnahmen eine Erfindung zum Machterhalt des Establishments sein könnten? Deutet der Begriff „Alltagsmaske“ darauf hin, daß sich die Trageregeln verstetigen sollen, so wie zum Beispiel Gurt- oder Helmpflicht? Und zuletzt: Wie ist das Verhältnis zwischen Einschränkungen und deren Kosten zu Erfolg und tatsächlicher Gefahr für Leib und Leben zu bewerten? Kurzum: Wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen?

Walther Günther, Dortmund




Grundrechte mißachtet

Der mündige Bürger hat ein Recht zum Widerstand gegen eine eigenmächtige Obrigkeit. In Sonntagsreden sprechen Politiker gerne vom mündigen Bürger. Mit ihren politischen Entscheidungen zeigen sie jedoch, daß sie ihn für einen Depp halten, dem sie ihren Willen aufzwingen können. Seine Grundrechte ignorieren sie. So geschah es zum Beispiel bei der Ausarbeitung und Annahme des EU-UN-Migrationspaktes (offene Grenzen und Bleiberecht für alle) über die Köpfe der Bürger hinweg. Diese Volksvertreter mißachten das Volk als den grundgesetzlichen Souverän, auf den alle wesentlichen Entscheidungen zurückgehen sollten. Aktuell ist die Corona-Epidemie für unsere Volksvertreter ein Anlaß, mündige Bürger zu bevormunden. Sie mißachten deren Grundrecht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit (Art.2(1), GG). Jeder mündige Bürger hat das Recht, selbst zu entscheiden, mit welcher beruflichen Tätigkeit er seinen Lebensunterhalt erarbeitet und er hat selbst zu entscheiden, wie weit er Empfehlungen von Medizinern zur Gesundheitsvorsorge als angemessen befolgt. Kein Politiker hat das Recht, ihm durch Verordnungen oder Gesetze dieses Recht zu nehmen oder einzuschränken. Und keine Bundes- oder Landesregierung hat das Recht, die Polizei zur gewaltsamen Durchsetzung ihrer grundgesetzwidrigen Verordnungen oder Gesetze zu nutzen. 

Mündige Bürger haben das Recht, Widerstand gegen die Mißachtung ihrer Grundrechte zu leisten, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist (Art.20(4), GG). Gegen die Verletzung von Grundrechten sind Popularklagen vor dem Bundesverfassungsgericht nicht möglich. Der Weg zum Widerstand ist also frei. Corona-Verordnungen, die für unangemessen gehalten werden, können mißachtet werden, auch im Widerstand gegen eine unrechtmäßige Staatsgewalt.

Dieter Bliesener, Hamburg






Zum Schwerpunktthema: „Liebe*r Leser_in!“, JF 28/20

Jedermann und jedefrau?

Es ist in der Tat ein Irrsinn! Würde sich jedermann (jedefrau?) diese idiotische „gendergerechte Sprache“ aneignen, man würde sich nicht mehr verstehen. Eine normale Unterhaltung wäre nicht mehr möglich. Unsere schöne deutsche Sprache würde verhunzt. Was jahrhundertelang galt, als selbstverständlich empfunden wurde, wird nun von einer großen Zahl von Deppen in Frage gestellt, die keine Ahnung von Sprachgeschichte, Sprachverständlichkeit, Sprachklarheit, Sprachrhythmus oder gar Sprachschönheit haben. Die gendergerechte Sprache kann nicht verordnet werden und wird sich im Volk nicht durchsetzen, da der normal empfindende Mensch diese sprachlichen Verrenkungen höchstens lächerlich findet. Wenn bestimmte Universitäten und Institutionen die Gendersprache durchsetzen wollen, disqualifizieren sie sich. Dies gilt auch für eine Partei. Es kommt einer Mißachtung der deutschen Kultur gleich. Lassen sich in dieser Sprache Gedichte schreiben? Wohl nur noch spöttische und ironische.

Armin Steinmeier, Neuried/München




Inhalte gehen über Formalien

Mein Waldi, Analphabet und meist mit der Nase weit unten, bedeutete mir, ich solle doch mal darüber nachdenken: Bei „Nein“ würde ich nicht über jedes Stöckchen springen, dank des gesetzlich geschützten generischen Maskulinum, und hätte so mehr Zeit, mich auf den Inhalt meiner Aussage zu konzentrieren und selbige flüssig vorzutragen; bei „Ja“ würde ich mich fremdem Willen, nicht autorisierten, außerschulischen und selbsternannten Erwachsenen-ErzieherInnen unterwerfen und dafür keinen Dank bekommen, aber mich ablenken lassen und mit dieser Ablenkung auch noch beschäftigen, vor allem, wenn ich bei solchem Verhalten auch noch Zeit aufwende bei der Achtung darauf, daß die Teilnehmer sich ebenfalls gendergerecht ausdrücken. Möglicherweise wäre das sehr gefällig, denn: in der Zeit der Ablenkung könnte ich mich weder links- noch rechtsextrem betätigen. Mein Waldi lebt nicht mehr. Aber ein Rückblick in seine treuen Augen ruft immer wieder dazu auf, Inhalte höher zu gewichten als Formalien.

George Hepburn, Dresden




Konsequent fehlerbehaftet

Ursächlich ist wohl die feministische Linguistik, die glaubt, die Verwendung des generischen Maskulinums schlösse Frauen systematisch aus. Allerdings werden Frauen auch in anderen Kulturen benachteiligt, in deren Sprachen es gar kein generisches Maskulinum gibt, oder in denen gar keine grammatischen Möglichkeiten bestehen, um je unterschiedliche Geschlechter zu bezeichnen. Die Benachteiligung wäre also nicht vom Sprachgebrauch abzuleiten, wie die feministische Sprachkritik glauben machen will. Als Ergebnis dieser sinnlosen Bemühungen erhalten wir ein ebenso artifizielles wie inkonsequentes, allerdings konsequent fehlerbehaftetes „Gerechtigkeitsdeutsch“.

Helmut Barte, Northeim






Zu: „Luxus und Ausbeutung“ von Jörg Fischer, JF 28/20

Niemand braucht so viel Fleisch

Die „Ausgebeuteten“ aus Bulgarien und Rumänien wissen sehr wohl, worauf sie sich einlassen, es gibt genug Landsleute, die Erfahrung haben, welche Arbeitsbedingungen hier auf sie warten. Keiner zwingt sie zu kommen und hier unter den Bedingungen zu arbeiten; die EU (und damit vor allem wir!) zahlen diesen Ländern horrendes Geld und unterstützen sie seit Jahren, aber sie sind unfähig (oder unwillig), genug anständige und ordentlich bezahlte Arbeitsplätze in ihren Ländern zu schaffen und ihre Bürger auszubilden. 

Im Unterschied zu diesen Akkordarbeitern, die im Fokus der Öffentlich-Rechtlichen stehen, haben die Tiere keine wirklichen Lobbys, jedenfalls nicht in der Politik (letztendlich auch nicht bei den Grünen!), nicht bei Verantwortlichen und Entscheidungsträgern, sondern nur bei Tierschutzorganisationen. Diese aber können allein nichts ändern. Da wurde gerade wieder die entsetzliche Kastenhaltung um Jahre (!) verlängert, und sogar die Grünen sprechen von einem „Kompromiß“ statt von Tierquälerei! Man kann, um im Bild zu bleiben, gar nicht soviel essen, wie man kotzen möchte! „Sorge um unsere Mitgeschöpfe“? Welche Heuchelei und Lüge, woran erkennt man die denn – an Taten? Die hohlen Phrasen vom „Tierwohl“ seitens Klöckner und ihrer Entourage sind ein einziger Hohn. Diese sollten mal in Massentierhaltungen und Mega-Schlachtfabriken gehen oder qualvolle und viel zu lange Tiertransporte begleiten. Staatliche Kontrollen finden ja in diesem Land nicht oder nur seltenst und unregelmäßig statt! Und durch den Stillstand/Rückstau jetzt werden (wie „Ware“ nachgelieferte) Tiere noch mehr eingepfercht, müssen hungern (damit sie nicht zu schwer werden!) und auf noch längerem Wege zu Schlachthöfen leiden – thematisiert das jemand so vernehmlich und anklagend wie die (eh harmlosen!) Corona-Infektionen der Ausländer oder ihre Arbeitsbedingungen? 

Menschen können kommunizieren, haben eine Wahl und können sich auch wehren; ausgebeutete Tiere können das nicht, sie sind der „Krone der Schöpfung“ schutz- und wehrlos ausgeliefert. Dieses gesamte System müßte sofort abgeschafft werden, denn jeder, der das erlaubt, befürwortet, duldet, da mitmacht und daran verdient (oder unsere geizigen und verfressenen, viel zu vielen Adipösen), ist ein Tierquäler. Und niemand (!) braucht diese Mengen Fleisch. Ich kaufe das prinzipiell nicht und weiß, woher das (wenige!) gekaufte Fleisch kommt, und dafür zahle ich sehr gern mehr!

Ute Vogt, Schossin







Zu: „Aus dem Auge, aus dem Sinn“ von Paul Leonhard, JF 28/20

Tabuisiert mittels Tabula rasa

Eine Kulturrevolution ist im Gange, die ihresgleichen sucht – diesmal nicht in einer Diktatur (Rotchina, UdSSR oder NS-Staat), sondern in demokratischen Gesellschaften. In Karlsruhe wird die Mohrenstraße in Frage gestellt, ebenso der U-Bahnhof in Berlin. Da wäre doch gleich bei dem Erbe der Nationalsozialisten weiterzumachen, etwa in der Sozialgesetzgebung und beim Feiertag des 1. Mai, der gleich abzuschaffen wäre, wurde er doch von den Nationalsozialisten am 1. Mai 1933 eingeführt als „Tag der nationalen Arbeit“. Ebenso abzuschaften wäre das Kindergeld, da auch dies ein Produkt der NS-Diktatur ist (ab 1935). Auch die Zahlung von Feiertags-, Nacht- und Wochenendzuschlägen reicht in diese Zeit zurück (seit Ende 1941). Wenn man übrigens Denkmäler verschandelt und gar abreißen will, wie den Bismarck in Hamburg, warum nicht die Strecken der Autobahn, die auf die Zeit vor 1945 zurückgehen? Und Bismarck soll also für Vorgänge verantwortlich sein, die lange nach seinem Tode in den Kolonien passiert sind. Dann möge man doch auch die Renten-, Unfall- und Krankenversicherung abschaffen. Ebenso darf die Ikone der Linken, Karl Marx, nicht geschont werden, dem vor kurzem in Trier ein Denkmal gesetzt wurde. Marx setzte den Kapitalismus mit den Juden gleich, in zahlreichen Aufsätzen sparte er weder mit Kritik noch mit Anfeindungen, wie man in der Schrift „Zur Judenfrage“ nachlesen kann, wie auch sein verbürgtes Zitat über Lassalle („der jüdische Nigger“, „wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist“). 

Noch ein Gedanke zum Schluß, man will das Wort Rasse aus dem Grundgesetz streichen. Ja, wenn es diesen Begriff nicht mehr gibt, dann gibt es doch auch keinen Rassismus mehr, oder? Wenn die Denkmäler beseitigt werden, dann gibt es auch diesen Teil der Geschichte gar nicht mehr, oder?

Markus Speer, Pforzheim






Zu: „Lizenz für Geschäfte mit dem Tod“ von Wolfgang Müller, JF 28/30

Unter schrecklichen Schmerzen

Schon zum zweiten Mal veröffentlicht die JF einen sehr kritischen Beitrag zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts  vom 5. Mai 2020, das die Selbsttötung und die Beihilfe dazu nicht mehr unter Strafe stellt. Ich halte es für höchst anmaßend, wenn Menschen mit Strafandrohung darüber bestimmen wollen, wie ich zu leben und zu sterben habe. Die Europäische Rechtstradition ist geprägt vom religiösen Glauben, und es ist eine Anmaßung, alle Bürger den Regeln dieses Glaubens zu unterwerfen. Hierbei die Menschenwürde zu bemühen ist grotesk. Wo bleibt die Menschenwürde, wenn Menschen unter schrecklichen Schmerzen dem Ende entgegenharren?

Günter Mangold, Gargnano






Zu: „Vier Jahre ohne Linksverkehr“ von Alexander Graf, JF 27/20

Generalinspekteur aus Guernsey

Ergänzend hierzu ist auf das Schicksal der Wehrmacht- und Seebefehlshaber auf den britischen Kanalinseln hinzuweisen, nachdem diese um 0.14 Uhr am 9. Mai 1945 die Kapitulationsurkunde in sechsfacher Ausfertigung unterzeichnet hatten: Viezeadmiral Friedrich Hüffmeier, dessen Stabschef Korvettenkapitän Armin Zimmermann (Generalinspekteur der Bundeswehr von 1972–1976) und Generalmajor Siegfried Heine, Festungskommandant und Kommandeur der Heerestruppen auf Guersey, wurden erst 1948 aus britischer Kriegsgefangenschaft (Special Camp 11) entlassen.

Jens Ulrich Heine, Odenthal