© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Haltungsnote
Fleißige Wirtin
Gil Barkei

Viele Gasthäuser und Kneipen kämpfen noch immer mit der Corona-Krise und den Folgen der Zwangsschließung. Gerade erst den Lockdown überstanden hat Freia Kutz, die schon wieder fleißig hinter dem Tresen steht. Die 82jährige ist laut Bild-Zeitung die älteste Wirtin Sachsens. Im „Briesnitzer Stübchen“ in Dresden bändigt sie jedoch nicht nur den Zapfhahn, sondern schmeißt den gesamten Laden vom Herd bis zum kleinen Biergarten alleine; und das bereits seit 1996. Jedes der insgesamt über 50 Gerichte – seien es Suppen, Aufläufe oder Nachspeisen – bereitet sie persönlich zu. Das bedeutet ein straffes Programm, denn geöffnet ist an allen sieben Abenden die Woche ab 18 Uhr; Montag bis Freitag kommt noch ein Mittagstisch dazu. Um 10 Uhr steht die gelernte Augenoptikerin und zweifache Mutter auf. Da das Stübchen, ihr „Ein und Alles“, erst um 24 Uhr schließt und danach oft noch eine Partie „Mensch ärgere dich nicht“ mit Stammkunden ansteht, muß die wohlverdiente Bettruhe oft bis zwei Uhr nachts warten. Ans Aufhören denkt Kutz trotzdem nicht, wie sie der Bild versichert: „Ich mache das, bis ich 100 Jahre alt bin!“ Auch fast taube Ohren konnten sie bisher nicht aufhalten: notfalls liest sie die Bestellungen von den Lippen ab.