© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Kabinenklatsch
Unions Hygienekonzept gegen Glaskugel-Journalisten
Ronald Berthold

Wer aus dem Merkelschen Corona-Regime ausbrechen möchte, bekommt es mit den Hofberichterstattern der Kanzlerin zu tun. Über den 1. FC Union tobt der Tagesspiegel: „verantwortungslos“, „Irrsinnsidee“. In einem vernichtenden Kommentar versucht das Hauptstadt-Blatt, den Fußball-Klub wieder auf Linie zu bringen. Denn die Berliner möchten zum ersten Heimspiel Ende September vor vollem Haus kicken. Dafür wollen sie alle 22.500 Zuschauer 24 Stunden vor Anpfiff auf Corona testen. Auf eigene Kosten! 

Ein revolutionärer Plan, der Nachahmer finden wird. Denn Geisterspiele sind nicht nur Spielern und Fans ein Graus, sondern auch den Vereinen. Aber der Tagesspitzel weiß schon jetzt, daß „die Alte Försterei nach einer krachenden Corona-Spiel-Party zu einem neuen Hotspot der Republik erwachsen“ würde. Die Glaskugel der Journalisten ist eben unfehlbar, hat sie doch auch einen heißen Dürresommer vorausgesagt.

Wenn 20.000 gegen        Rassismus demonstrieren, ist die Ansteckungsgefahr ausgeschlossen.

In Berlin gibt es laut RKI derzeit unter 3,8 Millionen Einwohnern knapp 400 aktive Corona-Fälle – 0,01 Prozent. Im benachbarten Brandenburg bewegt sich die Zahl der aktuell Infizierten seit vielen Wochen im 0,00-Prozentbereich. Tendenz fallend. Mitte September dürften es noch weniger sein.

Aber Großveranstaltungen bleiben verboten – so will es die große Kanzlerin, Berlins Pannenbürgermeister und jeder, der etwas auf seine Haltung hält. Es sei denn, 20.000 demonstrieren gegen Rassismus und für die Regierung. Dann ist die Ansteckungsgefahr ausgeschlossen. 

Die Unioner, die nicht nur beim Stadionumbau mit ihren Fans bewiesen haben, daß es für sie ein „Geht nicht“ nicht gibt, werden sich bei ihren Planungen von der Politik und deren Medien nicht aufhalten lassen. Sie vertiefen ihr Hygienekonzept und tun alles, um die schönste Nebensache der Welt wieder mit Zuschauern stattfinden zu lassen. Wir alle sollten den wackeren Köpenickern dabei Glück wünschen – nicht nur als Sportfans, sondern auch im Namen der vor dem Ruin stehenden Schausteller, Eventunternehmer, Konzertveranstalter und Messebauer.