© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/20 / 31. Juli 2020

1.940 Dollar pro Unze – Höhenflug des Goldpreises geht weiter
Politische Engpässe
Thorsten Polleit

Der Goldpreis hat zu Wochenanfang mit 1.940 Dollar ein neues Rekordhoch markiert. Aber warum? Nach wie vor gibt es im Goldmarkt, bedingt durch die Lockdown-Krise, Produktions- und Lieferengpässe. Das knappe Angebot trifft Privatanleger wie Profis auf den Futures-Märkten und der Comex in New York. Ein Gold-Future ist ein Vertrag, eine bestimmte Menge Feingold an einem bestimmten Datum zu kaufen („long“) oder zu verkaufen („short“). Im März gab es bereits Sorgen, die Lieferansprüche auf physisches Gold könnten nicht voll erfüllt werden. Daraufhin schnellte der Preis für gegenwärtig verfügbares Gold in die Höhe gegenüber dem Preis des Goldes für künftige Lieferungen.

Nun deutet sich an, daß immer mehr fällige Futures-Kontrakte zu einer tatsächlichen physischen Auslieferung des Goldes führen. Ganz offensichtlich schätzen die Investoren zusehends das Halten von physischem Gold gegenüber einem „Papieranspruch“ auf Gold. Hinter all dem verbergen sich die wachsenden Probleme im internationalen Schuldgeldsystem. Die großen Zentralbanken haben die Zinsen heruntergedrückt, und sie sorgen für hohe Zuwachsraten der umlaufenden Geldmengen. Dadurch wollen sie die Konjunkturen und die Schuldner stützen – doch das ist eine inflationäre Geldpolitik. Anleger und Investoren erkennen, daß die anschwellenden Geldmengen die Güter- und/oder die Vermögenspreise in die Höhe treiben werden.

Die Kaufkraft von Dollar, Euro & Co. bleibt dabei auf der Strecke. Eine Möglichkeit, sich der Geldentwertung zu entziehen, ist das Halten von Gold. Und weil kein Ende dieser Geldpolitiken abzusehen ist, wird der Höhenflug des Goldpreises wohl weitergehen. Und die Geschehnisse an den Gold-Futures-Märkten sollten die Anleger ermutigen, auf physisches Gold zu setzen, nicht auf Papiergold in Form von ETFs oder ETCs. 






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des Mises-Instituts.