© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/20 / 31. Juli 2020

Kabinenklatsch
Ist Schlagermusik gesünder als Fußball?
Ronald Berthold

Beginnen wir diese Sportkolumne mal musikalisch: In der Berliner Waldbühne wird im September ein Roland-Kaiser-Konzert stattfinden. 5.000 Zuschauer sollen in die 22.290-Mann-Arena unweit des Olympiastadions kommen. Bedingung sind personalisierte Eintrittskarten – was es im Fußball längst gibt.

Was Schlagerfans billig ist, sollte Fußballanhängern recht sein. Wie wurde der 1. FC Union gemobbt, weil er vor drei Wochen als erster Klub davon sprach, in der neuen Saison vor vollem Haus spielen zu wollen. Jeden Besucher will er auf eigene Kosten auf Corona testen. Ein innovativer Vorschlag, der jedoch gleich die Gesundheitswächter in der Presse mit Hatespeech auf den Plan rief. Doch warum sollen für Roland-Kaiser-Hools, bei denen es nicht mal Corona-Tests geben wird, und Fußballzuschauern unterschiedliche Regeln gelten? Sieht gottseidank auch die DFL so: Ihr neues Konzept schlägt vor, bei regional weniger als 35 Covid-19-Neuinfektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner die Stadien begrenzt zu öffnen. 

In den Redaktionen der Corona-Hysterie-Medien scheint Mathematik ein Fremdwort zu sein. 

Fällt die Zahl unter fünf soll es wieder normalen Fanbetrieb mit vollen Hütten geben. Komischerweise hagelte es überhaupt keine Kritik aus den Corona-Hysterie-Medien. Offenbar kann man dort nicht rechnen. Denn was heißt das? Union und auch Hertha dürften selbst jetzt, wo Politiker und Journalisten eine zweite Welle herbeifaseln, wieder alle Zuschauer reinlassen – ganz ohne Corona-Tests. 

Denn in der Hauptstadt haben sich in der vergangenen Woche 137 Menschen neu angesteckt – von 3,77 Millionen. Macht 3,6 auf 100.000 Einwohner – also weniger als fünf. Nehmen wir Brandenburg als Einzugsgebiet mit seiner Quote von 1,5 Neuinfizierten noch hinzu, sind wir zusammen bei 2,76. Selbst in Tönnies-Land NRW steht die Quote nur bei 5,3. 

Wird zwar etwas knapp für die Knappen von Schalke, aber dramatisch sieht’s nicht aus. Erst recht nicht für den Brauseklub RB Leipzig, denn in Sachsen lag die Zahl sogar nur bei 0,3. Noch einmal: was heißt das? Sagen wir es mit Roland Kaiser: „Ich glaub’, es geht schon wieder los.“