© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

James Woods. Der ehemalige Kinoliebling ist heute der Bösewicht, den er früher spielte.
Allein gegen Hollywood
Boris T. Kaiser

US-Schauspieler James Woods sorgt mit politischen Axthieben per Twitter immer wieder für Entsetzen in Hollywood. Freunde macht er sich damit unter seinen vorwiegend „liberalen“ Berufskollegen keine. So empörte sich Publikumsliebling Neil Patrick Harris („How I Met Your Mother“) über einen Tweet, in dem sich Woods abschätzig über das Foto eines stolzen Elternpaars lustig machte. Darauf posierte dieses mit ihrem geschminkten und von Kopf bis Fuß mit Regenbogensymbolen gepflasterten, zum wandelnden Propagandaplakat gemachten, „geschlechtskreativen“ Sohn. Woods dazu: „Wie süß! Wartet ab, bis er kapiert, was ihr mit ihm getan habt, und er euch zerstückelt in den Kühlschrank in der Garage stopft!“ Harris zieh Woods der Stillosigkeit und Ignoranz. Dieser schoß zurück: Kinder für „Social Justice“-Propaganda zu benutzen sei wie „Kindesmißbrauch“.

Auch sonst ist der 1947 in Utah geborene Ex-Hollywoodstar („Holocaust“, „Salvador“ und unvergessen in: „Es war einmal in Amerika“) nicht zimperlich. Ziel seines derben Twitter-Spotts wird immer wieder auch die Demokratische Partei. Vor allem deren neue Hoffnung, Alexandria Ocasio-Cortez (JF 46/18), hat es Woods angetan. Die sozialistische Politikerin rüpelte er hemmungslos an: „Du bist nur eine arrogante Idiotin! Es gibt nichts Gefährlicheres als das!“

Seine Provokationen blieben nicht folgenlos – doch Woods verkündet stolz, Hollywood habe ihn wegen seiner politischen Ansichten auf die schwarze Liste gesetzt. Selbst sein Agent hat ihm gekündigt – ausgerechnet an einem 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag. In seiner E-Mail, die Woods natürlich veröffentlichte, betonte er, wie patriotisch er sich dabei gefühlt habe. Der Klient blieb diesmal überraschend sachlich, bedankte sich sogar für die gute Zusammenarbeit. Versäumte allerdings nicht, daran zu erinnern, daß ein US-Patriot für die Redefreiheit einsteht. 

Diese vom ihm recht eigenwillig gedeutete „Free Speech“ ist also ein hohes Gut für den TV- und Kino-Star, der, mit einem IQ von angeblich über 180, zu den zehn intelligentesten Menschen der Welt gehört. Als Twitter einen Nutzer wegen eines Videos sperrte, in dem TV-Moderatorin Rachel Maddow die Tränen kamen, ob der Nachricht von der Einstellung der Ermittlungen gegen Trump in der Rußland-Affäre – und im Hintergrund jemand hysterisch darüber lachte, twitterte Woods das Video kurzerhand selbst. Mittlerweile wurde der Clip, den keiner sehen sollte, Millionen mal aufgerufen.

Dabei weiß der bekennende Trump-Wähler, wie sich digitale Verbannung anfühlt. Kurz vor den Zwischenwahlen 2018 wurde er selbst vorübergehend gesperrt: Er habe mit seiner politischen Einflußnahme gegen die Nutzerbedingungen verstoßen. Wasser auf die Mühlen des Provokateurs, der zweifellos schon die nächste Gemeinheit plant.