© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

Zeitschriftenkritik: Herder Korrespondenz
Islam & Christentum
Werner Olles

Es ist lange her, seit der katholische Herder-Verlag in den 1970er und 1980er Jahren mit der von Gerd-Klaus Kaltenbrunner vierteljährlich herausgegebenen Taschenbuchreihe Initiative deutschen Konservativen geistige Nahrung bot, deren Lektüre nicht nur eine komplexe Analyse der bereits wuchernden gesellschaftlichen Verrücktheiten und Verstiegenkeiten war, sondern geradezu einen „Stoßtrupp gegen den Zeitgeist“ (Peter Berglar im damals ebenfalls noch konservativen Rheinischen Merkur) darstellte. Inzwischen haben auch in dem Freiburger Verlag theologisch der Modernismus und Relativismus und – abgesehen von wenigen rühmlichen Ausnahmen wie Peter Hahne – gesellschaftspolitisch der linksliberale Mainstream und die Politische Korrektheit Einzug gehalten.

Während der Jesuit Klaus Mertes in der Herder Korrespondenz (Heft 7) das drohende Scheitern der Aufarbeitung der Mißbrauchskrise durch die Deutsche Bischofskonferenz  kritisiert und Isabell Metzger den Grenzübertritt der Leihmutterschaft thematisiert und sich wundert, daß „Experten“ von „Beratungsstellen“ wie Pro Familia oder der Schwulen- und Lesbenverband sich bei dem Thema bedeckt halten, konzentriert sich die Koranforscherin Angelika Neuwirth auf ihr „Großprojekt eines vollständigen Koran-Kommentars“. Die griechisch-orthodoxe Islamwissenschaftlerin, die den „Sänger aus der orthodoxen Kirche“ nicht von einem „Muezzin, der dem Gebetsruf eine Koranrezitation vorgeschaltet hat“, unterscheiden kann, glaubt an eine „überkonfessionelle Liturgie-Gemeinschaft“, da Muslime und Angehörige der Ostkirchen der Spätantike treu geblieben seien. Daß der spätantike Kirchenlehrer Johannes von Damaskus den Koran als ein „lächerliches Machwert“ bezeichnete und der totalitäre Charakter des politischen Islam werden ausgeblendet, ebenso wie Voltaires Verdikt, Mohammed sei „nichts weiter als ein Tartuffe mit dem Säbel in der Hand“. Dafür wirft sie dem Christentum vor, Debatten mit dem Islam „von Anfang an verweigert zu haben“. Angesichts der „zirkulären Selbstbeglaubigung Mohammeds durch den Islam“ (Armin Geus), die den Dialog mit der gesamten nichtmuslimischen Welt verhindert, ist ihre Behauptung, der Koran sei genau wie die Bibel Gottes Wort, lächerlich. Den Monotonotheismus des Islam und den fragwürdigen Lebenswandel seines gewalttätigen Propheten mit der Feindesliebe des Erlösers Jesus Christus zu vergleichen; eine Religion, die sich schamlos beim Juden- und Christentum bediente und bis heute dem theologischen islamischen Prinzip „Taqiyya“ (Koran Sure 3, Vers 28) verschrieben hat, was seine Anhänger nicht verpflichtet ihr Wort zu halten: die Unterschiede zwischen Islam und Christentum sind zahllos und gewaltig. Impertinent ist die Behauptung ihres Interviewers, Publizisten wie Hamed Abdel Samad, Necla Kelek und Ahmed Mansour lebten von der Kritik am Islam gut. Daß sie wegen der Morddrohungen fanatischer Muslime Polizeischutz benötigen, findet natürlich keine Erwähnung.

Kontakt: Verlag Herder, Hermann-Herder-Str. 4, 79104 Freiburg. Das Einzelheft kostet 13,90 Euro. 

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