© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

Meldungen

Als die Syphilis Europas Metropolen heimsuchte

HOBOKEN. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts verbreitete sich die aus Amerika eingeschleppte Syphilis quer durch die Alte Welt. Besonders stark traf es dabei wohl die Metropolen, wie jetzt eine Untersuchung der Verhältnisse in London nahelegt. Die statistische Analyse von Krankenhaus-Datensätzen durch Simon Szreter und Kevin Siena von der University of Cambridge zeigt, daß die Durchseuchung der Bevölkerung in der britischen Hauptstadt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts kontinuierlich anstieg, bis schließlich jeder fünfte Londoner infiziert war (The Economic History Review 7/2020). Das erklären die Forscher mit der Zuwanderung mit der Industrialisierung sowie der weit verbreiteten Prostitution, wobei die letztere wiederum aus der drückenden Armut der neu angekommenen, unverheirateten Frauen resultiert haben soll. Dieser Befund deckt sich mit den Schilderungen in den Tagebüchern des schottischen Schriftstellers und Rechtsanwalts James Boswell, der bis 1795 in London lebte. (ts)

 www.onlinelibrary.wiley.com





Alte Kopie einer Vespucci-Karte entdeckt

ROSTOCK. Der florentinische Kaufmann und Seefahrer Amerigo Vespucci, welcher ab 1499 die Ostküste Südamerikas erforschte, war der erste Geographiekundige, der erkannte, daß die von Christoph Kolumbus entdeckten Gebiete nicht zu Indien gehören. Deshalb bezeichnete der deutsche Kartograph Martin Waldseemüller den neuen Kontinent im Westen dann 1507 als „America“. Vespucci schuf auch einige Weltkarten, welche bisher aber sämtlich als verschollen galten. Jetzt allerdings stieß der Historiker Gyula Pápay von der Universität Rostock in der Bibliothek seiner Alma mater zumindest auf die zeitgenössische Kopie einer Vespucci-Karte. Diese verbarg sich in der 1505 von Hermann Barckhusen hergestellten Druckfassung von Vespuccis berühmter Reisebeschreibung „Mundus Novus“ aus dem Jahre 1502 (Mitteilung der Universität Rostock vom 17. Juli 2020). Pápay konnte die Karte Vespucci zuordnen, weil sie in einer von dem Florentiner erfundenen, charakteristischen kreisrunden Projektion erstellt worden war. (ts)

 www.uni-rostock.de





Erste Sätze

Historischer Sinn ist der getreue Ausdruck der jeweiligen Kulturverhältnisse und des seelischen Lebens eines bestimmten Zeitalters.

Karl Lamprecht: Einführung in das historische Denken, Leipzig 1913





Historisches Kalenderblatt

10. August 1920: Die Unterzeichnung des Diktatfriedens in Sèvres zwischen der Entente und der Türkei durch die Regierung des Sultans Mehmet VI. besiegelt die Auflösung des Osmanischen Reiches und den Verlust von 80 Prozent seiner Vorkriegsgebiete.