© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

Haltungsnote
Muse Mao
Gil Barkei

Bei der Frage nach den großen Vorbildern scheint zwischen linke K-Gruppenkader und liberale deutsche Wirtschaftslenker getreu des aktuellen Zeitgeistes kein Blatt mehr zu passen. In der Zeit betont Volkswagenchef Herbert Diess, daß er sich bei der Umgestaltung der Unternehmenskultur – in Zuge deren auch Konzernvorstand Andreas Renschler und Digitalchef Christian Senger gehen mußten – ausgerechnet vom kommunistischen Massenmörder Mao Zedong inspirieren ließ. Dieser habe einräumen müssen, an der Veränderung der chinesischen Kultur gescheitert zu sein. Was bei Diess die Frage aufwarf, wenn Mao keinen Kulturwandel erreicht habe, wie solle dann er „die Kultur im VW-Konzern verändern?“ Mit „Konfrontation alleine“ erreiche man nichts. Das rote Büchlein also hochhalten, es aber nur besser, irgendwie sanfter machen? Die philosophische Orientierung gen Reich der Mitte folgt dabei nur logisch der ökonomischen. „Mit 22,75 Millionen verkauften Autos lag China Ende des vergangenen Jahres weiterhin an der Spitze der weltweit größten Kraftfahrzeugmärkte“, heißt es auf volkswagenag.com. Und Diess stellt dort fest: „Die Zukunft von Volkswagen wird sich auf dem chinesischen Markt entscheiden.