© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

Knappe-Kasse-Knappen: NRW finanziert Schalke
Knappe-Kasse-Knappen: NRW finanziert Schalke
Ronald Berthold

Chancengleichheit war gestern. Jetzt, da der Staat sich am liebsten an jedem Unternehmen beteiligt, kann auch ein insolventer Fußballklub weiterleben. Mit 197 Millionen Euro schon vor sieben Monaten völlig überschuldet, würde dem FC Schalke keine Bank der Welt mehr einen Kredit geben. Würde. Denn nun bürgt die NRW-Landesregierung mit rund 40 Millionen Euro für den Pleite-Verein. Kann der Revierklub die Kohle nicht zurückzahlen, macht’s halt der Steuerzahler. Bei Schalke mußte es immer die ganz große Nummer sein. 

Mit dem Geld warf der vom russischen Staatskonzern Gazprom gesponserte Ruhrpott-Verein in den vergangenen Jahren nur so um sich. Der Ertrag? In der abgelaufenen Saison, in der der Schuldenstand weitergewachsen ist, reichte es nach einer katastrophalen Rückrunde mit 16 sieglosen Spielen in Folge und dem peinlichen Tiefstwert von neun Toren gerade so zu Rang zwölf. Im Vorjahr stand man sogar noch zwei Plätze schlechter da.

Schlecht wirtschaften, lohnt: Auf Schalke hat die Politik einen Seelenverwandten gefunden

Mit seiner Verschwendungssucht und der Hoffnung, sich die Euronen in der Champions League zurückzuholen, hat sich der Klub brutal verzockt. Müßte er für dieses Desaster nicht die Konsequenzen tragen? Nicht im Sozialismus 2.0. Da ist ja noch der Staat, der seinen Bürgern die höchsten Steuern in Europa abpreßt. Auch den BVB-Fans übrigens, die nun für den – sagen wir es, wie es ist – verhaßten Ruhrpottrivalen bürgen müssen. Und was sollen eigentlich die auch in NRW beheimateten Gladbacher sagen, die von ihrem Trikotsponsor nicht mal die Hälfte dessen bekommen, was Schalke von Gazprom absahnt? 

Mit deutlich weniger Geld spielen sie viel erfolgreicher als die Knappe-Kasse-Knappen und verdienen demnächst zusätzlich in der Königsklasse. Wer sich über Wettbewerbsverzerrung aufregt, hat recht. Und wer sagt, daß sich Mißwirtschaft lohnt, auch. Schließlich wissen Politiker, wovon sie sprechen, wenn es darum geht, anderer Leute Geld zum Fenster rauszuwerfen und mit Abermillionen nichts zu erreichen. In Schalke hat die Politik sozusagen einen Seelenverwandten gefunden.