© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

Aufgeschnappt
Feministische Stadt
Matthias Bäkermann

Ein im Juli 2020 erschienenes Buch wird derweil in Amerika heiß diskutiert. „Feminist City“ will beantworten, wie in einer von Männern geschaffenen Welt „Raum neu beansprucht“ werden kann. Im von Leslie Kern vorgelegten Werk geht es um Architektur und Städtebau. Darin beklagt die  Direktorin der Frauen- und Genderstudien an der Mount-Allison-Universität im kanadischen New Brunswick, daß „die ‘Männer-Stadt’ nur darauf ausgerichtet ist, das Wirtschaftswachstum einer bestimmten Gesellschaftsschicht zu optimieren“. Auch architektonisch sei eine „toxische Männlichkeit“ präsent, die sich in „phallischen Hochhäusern“ ausdrücke: Darin manifestiere sich die soziale Ungleichheit, obwohl „Wolkenkratzer nicht für sexuelle Belästigung, das Lohngefälle oder sogar die ‘unsichtbare gläserne Decke“ verantwortlich sind“, wie Kern gegenüber The Guardian einräumt.  

Ihr Entwurf urbaner Zukunft habe dagegen einen „intersektionellen feministischen Ansatz“. Die „gerechtere, nachhaltigere und frauenfreundlichere Stadt beanspruche „Zonencodes“ speziell für Frauen aus Dienst, Pflege und Bildung, um der Gentrifizierung zu entgehen. In dieser „feministischen Stadt, die sich an der Pflege orientiert“, könne dann sogar über die Abschaffung der Polizei nachgedacht werden.