© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

Zeitschriftenkritik: Der Fels
Benedikts Abschied von seiner Heimat
Werner Olles

Den letzten Besuch des emeritierten Papstes Benedikt XVI. bei seinem altersschwach im Krankenbett liegenden Bruder Georg Ratzinger beschreibt Bischof Rudolf Voderholzer in der aktuellen Ausgabe (August/September 2020) der Zeitschrift Der Fels (Untertitel: „Katholisches Wort in die Zeit“). Es ist ein anrührender Bericht, denn es war das letzte Treffen der beiden Brüder, wenige Tage später verstarb Georg. Fünf Tage weilte Benedikt XVI. in Regensburg, bewegt von der Sorge, seinen älteren Bruder nicht mehr lebend anzutreffen. Es war für Benedikt aber auch ein Besuch in der alten Heimat, der Grabstätte seiner Eltern und seines Hauses, in dem er eigentlich seinen Lebensabend verbringen wollte.

Bischof Voderholzer vergißt über die berührenden Eindrücke nicht die geistliche und spirituelle Bedeutung von Benedikt hervorzuheben, den er „einen Jahrhunderttheologen und den größten Prediger“ seit Leo und Gregor I. nennt. Die Begegnung mit diesem außergewöhlichen Mann „in seiner Gebrechlichkeit, in seiner Altersschwäche und seiner Endlichkeit, der mit leiser, fast flüsternder Stimme spricht“, dessen Gedanken, sein Gedächtnis und seine Kombinationsgabe aber völlig klar sind, beweise den Mut, aber auch die Demut, sich so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Benedikts Reise als geistlicher Weg und historisches Ereignis sei auch ein Abschied von seiner geliebten bayerischen Heimat, bei deren vertrautem Anblick er aufblühte, der vertrauten Landschaft, den vertrauten Gassen und Wegen und vor allem den Menschen. Ein Kreis habe sich geschlossen, als sie gemeinsam am Schrein des hl. Wolfgang im Regensburger Dom beteten, und Benedikt seinen Segen für die Gläubigen und die Regensburger Kirche spendete.

Zum Tode des renommierten Neutestamentlers Klaus Berger schreibt Raymund Fobes, dieser sei ein „kniender Theologe und großer Denker“ gewesen. Er erinnert an dessen flammendes Plädoyer für die historische Bedeutung der Evangelien und seine Kritik an der sogenannten „historisch-kritischen“ Bibelauslegung. Zutiefst in der Gottesbeziehung lebend, empfahl Berger, jeden Bibeltext „im Gebet zu verdauen“.

Georg Alois Oblinger erinnert an den am 13. Juni dieses Jahres kurz vor seinem 95. Geburtstag verstorbenen katholischen Schriftsteller Jean Raspail, der einen „prononciert katholischen Standpunkt“ vertreten habe. Sein bekanntestes Buch „Das Heerlager der Heiligen“, von dem mehr als zwei Millionen Exemplare verkauft wurden, beschreibt das Scheitern der linken Utopien, als eine Million Hindus an einem Ostersonntag an der Südküste Frankreichs landen und das Volk, manipuliert durch die Massenmedien, nicht erkennt, daß diese Invasoren die jahrhundertealte abendländische Kultur zerstören. Doch lebte in Raspail auch eine starke Hoffnung: die traditionelle katholische Liturgie, ihre erhabenen Riten und die Kirchensprache Latein, die für den bekennenden Monarchisten die Herrschaft Gottes wieder erkennbar machte. Sein Rat: „Nichts ist stärker als eine Haltung!“

Kontakt: Fels-Verein, Postfach 1116, 86912 Kaufering.  www.der-fels.de