© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

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Kabarettistin lehnt Videolesung ab

HAMBURG. Verlag und Management der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart haben ein Angebot des Harbour Front Literaturfestivals abgelehnt, per Videoschalte an einem Wettbewerb für Autoren von Debütromanen teilzunehmen. Eine solche virtuelle Teilnahme „über den Umweg einer Videolesung“ lehnten Verlag und Management ab, sagte der Verlagsleiter von Zsolnay, Herbert Ohrlinger, am Montag der Welt. Es gebe dabei keine Chancengleichheit. Auch weiteren Vorschlägen, etwa der Austragung des Wettbewerbs an einem neuen Veranstaltungsort, sei man nicht zugetan. Zuvor hatte das Harbour Front Literaturfestival vergangene Woche mitgeteilt, Eckhart solle nun doch an dem Wettbewerb für den „Klaus-Michael-Kühne-Preis“ teilnehmen dürfen, nachdem sie zunächst ausgeladen worden war. Die Betreiber der im September geplanten Lesung im Lokal „Nochtspeicher“ führten „Sicherheitsbedenken“ an und hatten befürchtet, der linksextreme „Schwarze Block“ werde die Veranstaltung sprengen. In einer dem Spiegel vorliegenden E-Mail hatte es geheißen, im „bekanntlich höchst linken Viertel“ würde eine solche Veranstaltung nicht geduldet, auch Polizeischutz werde nicht in Erwägung gezogen, weil „die Situation dann sogar noch eskalieren und gar zu Straßenscharmützeln führen“ könne. Eckhart sollte zusammen mit zwei Co-Autoren aus ihrem Buch „Omama“ vorlesen, für das sie in der Kategorie des besten deutschsprachigen Romandebüts nominiert war. Allerdings weigerten sich andere Schriftsteller, mit der in Leipzig lebenden Österreicherin aufzutreten. Einer begründete dies laut FAZ mit einem Auftritt Eckharts in der ARD-Kabarettsendung „Mitternachtsspitzen“ im September 2018. Dort hatte sie in der Rolle ihrer Kunstfigur Vorurteile gegen verschiedene gesellschaftliche Gruppen vorgetragen. Zudem wurde der 27jährigen Antisemitismus vorgeworfen, als sie sich in ihrem Programm mit dem inzwischen verurteilten Sextäter Harvey Weinstein beschäftigt hatte. In einem nun veröffentlichten, aber bereits vor der Ausladung in Hamburg stattgefundenen Gespräch mit der Welt am Sonntag, kritisierte Eckhart die aus ihrer Sicht feministischen und linksliberalen Widersprüche. Ihrem linksliberalen Publikum wolle sie Lustschmerzen bereiten. „Ich sage nicht, daß es nicht auch notwendig wäre, gegen Rechts anzugehen. Aber der Markt ist gesättigt. Es ist für mich keine sonderliche Herausforderung, gegen Rechts zu sein. Ich möchte ein Publikum beschimpfen, das mich danach trotzdem noch liebt.“ (ls)





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