© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

Frisch gepresst

Demokratische Tragödie. „Die parlamentarische Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland ist gescheitert. An die Stelle der Fürsten sind die Parteien getreten. Sie haben die Staatsgewalt okkupiert.“ Das ist die Quintessenz der radikaldemokratischen Geist atmenden Streitschrift Friedemann Willemers. Ihr Verfasser möchte damit einen Beitrag zur Verwirklichung direkter Demokratie leisten. Diese Alternative zur grundgesetzlich fixierten repräsentativen Demokratie sollte endlich zum Zuge kommen, nachdem das zum „Schicksal von Staat und Volk“ gewordene „Versagen des Parlamentariers“ (Max Weber) vor aller Augen liege. Denn keine der zentralen, mittelfristig Billionen Euro verschlingenden politischen Weichenstellungen der letzten Zeit, Eurorettung, Energiewende, Masseneinwanderung, sei am Gemeinwohl orientiert und demokratisch legitimiert. Es handle sich um Entscheidungen einer Herrschaftselite, unterstützt von einer Verfassungsjustiz und den meisten Medien. Ob die Lage dieser Herrschaft sich so verschlechtert, daß die direkte Demokratie eine Chance erhält, bleibt abzuwarten. Ausweislich der Wahlergebnisse, muß Willemer einräumen, scheinen sich die Deutschen in ihrer „Komplizenschaft mit den Systemparteien“ noch wohl zu fühlen. (wm)

Friedemann Willemer: Vom Scheitern der repräsentativen Demokratie. Eine demokratische Tragödie. August von Goethe Literaturverlag, Frankfurt/M. 2020, gebunden, 266 Seiten, 19,80 Euro





Kampf der Systeme. Zwei Familien, zwei Überzeugungen. Auf der einen Seite kämpfen die Baumanns aus Ost-Berlin im festen Glauben an die Überlegenheit des Marxismus. Ihnen gegenüber steht die Unternehmerfamilie Bechstein aus dem Rhein-Main-Gebiet. Der Roman „Völkerball“ des Volkswirtschaftlers Klaus Dreessen führt vom Jahr 1900 bis in die Gegenwart und skizziert die Lebensentwürfe der Akteure der unterschiedlichen sozialen Milieus. Beide Familien geraten zwischen die Fronten von Kapitalismus und Kommunismus und müssen den äußeren Widrigkeiten trotzen, um sich im Kampf der Systeme ein Überleben im Privaten zu schaffen. Der Autor hat den Roman als „Ost-West-Versöhnung“ konzipiert. Er soll die verschiedenen Motivationen aufzeigen und ein Mosaiksteinchen auf dem Weg beider Seiten zueinander sein. „Völkerball“ ist nach zwei geschichtlichen Abhandlungen zur deutschen Identität das dritte Buch des Autors. (zit)

Klaus Dreessen: Völkerball. Agenda-Verlag, Münster 2020, broschiert,  554 Seiten, 24,90 Euro