© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

Knapp daneben
Ein paar Hansel auf der Bühne: Stadionfieber!?
Ronald Berthold

Nachdem der BFC Dynamo zum zehnten mal hintereinander die Fußball-Meisterschaft gewonnen hatte, ging die DDR unter. Der FC Bayern tritt auf dem Weg zum neunten Titel in Folge als erstes gegen die praktisch bankrotten Schalker an. 

Ob die absehbare zehnte Schale in Serie 2022 ein Omen für die Bundesrepublik ist? Ist ja schon gut. Ich gebe zu, es gibt bessere Späße. Aber worüber soll man denn sonst lachen, wenn man auf die neue Saison schaut? Die Meisterschaft scheint bei der Münchner Dominanz vorab entschieden. Und volle Stadien wird es weiterhin nicht geben. 

Wenn die Politik dem DFL-Konzept zum spärlichen Einlaß von Fans überhaupt zustimmt, dürften es nur ein paar Hansel sein, die die Tribünen besetzen. Gästefans sind tabu, Stehplätze auch. Wie soll da Freude aufkommen?

Spannend wird wieder nur der Abstiegskampf. 

Wird es die Schalker erwischen?

Besonders traurig wird es für den 1. FC Union werden. Die Alte Försterei verfügt über nur 3.600 Sitzplätze. Mit Abstandsregeln bleibt es bei der langweiligen Geisterspiel-Atmosphäre. 

Der Reiz, daß ein kleiner Klub mit fanatischem Publikum im Rücken einem Großen ein Bein stellt, geht verloren. Kein Wunder, daß die Berliner gegen die Pläne stimmten. Spannend wird wieder nur der Abstiegskampf. Wird es die Schalker erwischen? Nach dem ersten Spieltag winkt bereits die rote Laterne. Trotz Landesbürgschaft über rund 40 Millionen Euro sieht es düster aus. Die Mißwirtschaft der vergangenen Jahre rächt sich. 

Gehaltsobergrenze, kein Geld für neue Spieler und Verkauf von Leistungsträgern könnten es den Gelsenkirchenern schwermachen. Nicht einmal der bereits sicher geglaubte Transfer von Freiburg-Torwart Alexander Schwolow klappte, obwohl die Ablöse auf läppische acht Millionen festgeschrieben war. 

Aber beim Gehalt konnten die Knappen nicht mit den neureichen Herthanern mithalten. Schadenfreude ist ja auch eine Freude. Und unter Fußball-Fans ist sie weit verbreitet, wie der einst großspurige HSV leidvoll erfährt. Die Schalker können außerhalb ihrer Anhänger ebenfalls auf kein Mitleid hoffen, wenn es am Ende in die zweite Liga geht.