© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/20 / 21. August 2020

Meldungen

„Dolchstoß in den Rücken der Muslime“

TEL AVIV. Nach der diplomatischen Anerkennung des Staates Israel durch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hofft die Tel Aviver Regierung auf einen beschleunigten Aufbau weiterer freundschaftlicher Beziehungen zu anderen arabischen Nachbarn. „Ich glaube, daß Bahrain und der Oman zweifelsfrei auf der Tagesordnung stehen“, erklärte Geheimdienstminister Eli Cohen am Sonntag im israelischen Armeeradio. „Überdies könnten bereits im kommenden Jahr Friedensverträge mit verschiedenen afrikanischen Staaten, allen voran dem Sudan, abgeschlossen werden.“ Vergangene Woche Donnerstag hatten die VAE nach Vermittlung durch US-Präsident Donald Trump erstmalig in ihrer Geschichte diplomatische Beziehungen zur jüdischen Nahostdemokratie aufgenommen. Im Gegenzug sicherte Tel Aviv zu, auf weitere Annexionen palästinensischer Gebiete zu verzichten. Als Reaktion auf die Beziehungsaufnahme der VAE mit Israel kündigte die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) [nur einen Tag später] den Abzug ihrer diplomatischen Vertretung aus Doha an. Der iranische Außenminister Mohammed Javad Zarif bewertete die Vereinbarung als „Dolchstoß in den Rücken sämtlicher Muslime“. Ebenso drohte die Türkei mit drastischen Maßnahmen gegen die VAE. „Diese Handlung gegen die Palästinenser können wir nicht einfach herunterschlucken“, erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag. Das türkische Außenministerium, so Erdogan, werde nun Schritte prüfen, um die diplomatischen Beziehungen zu den VAE entweder auszusetzen oder seinen Botschafter in Doha ganz abzuziehen. (mzoe)

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Prophetenbeleidigung: Drei Tote nach Protesten  

BENGALURU. Drei Menschen sind gestorben, nachdem die indische Polizei auf Demonstranten geschossen hatte, die wütend über einen Facebook-Post waren, der den muslimischen Propheten Mohammed beleidigt haben soll. Tausende Demonstranten hatten sich in der südindischen Metropole Bengaluru (früher Bangalore) versammelt, nachdem der Neffe eines Lokalpolitikers ein mutmaßlich islamfeindliches Foto auf Facebook (FB) geteilt hatte. Offiziere setzten Tränengas, Schlagstöcke und scharfe Munition ein, um die Menge zu zerstreuen, erklärte die Polizei von Bengaluru. Mehr als 100 Demonstranten seien wegen angeblichen Vandalismus und Angriffen auf die Polizei verhaftet worden. Im lokalen Fernsehen ausgestrahltes Filmmaterial zeigte einige Demonstranten, die Autos in Brand setzten. Zudem  griff ein wütender Mob eine Polizeistation sowie die Residenz des säkularen Lokalpolitikers Akhanda Srinivas Murthy (Kongreßpartei) an. Das FB-Konto mit dem umstrittenen Meme gehört dessen Neffen. (ctw)