© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/20 / 21. August 2020

Frisch gepresst

Räterepublik. Einen „Karneval des Wahnsinns“ nannte Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) die am 7. April 1919 ausgerufene „Räterepublik“ in München, die sich kaum vier Wochen halten konnte. Ungeachtet ihres episodischen Charakters schlug sie bis heute viele Historiker in den Bann, die vor allem von ihrem schillernden, mit Literaten und Wissenschaftlern durchsetzten Personal fasziniert waren. Auch die vorliegende Aufsatzsammlung beleuchtet die Ereignisse anhand biographischer Studien zu Tätern, Beobachtern, Antipoden, zu Max Weber und Edgar Jaffé, Otto Neurath, Ernst Toller, Gustav Landauer, Erich Mühsam, Paul Klee, Hans Kelsen, Robert Piloty und Carl Schmitt. Die versprochene Analyse eines kurzlebigen „Experimentierfelds für politische Ideen“, des Scheiterns sozialutopischer Theorien im Praxistest, liefert er jedenfalls nicht. Neues wird wenig geboten, darum eignet sich der Band eher als Appetitanreger. Als putziger Kommentar sind die von Michael Brenner zitierten Ansichten des vermeintlich lupenreinen „jüdischen Kosmopoliten“ Gustav Landauer zu Volk und Nation zu lesen: Da „die Menschheit kein Brei ist, nicht einmal tutti frutti“, werde es glücklicherweise bei ihrer Verfassung in „ethnischen, natürlich-gesellschaftlich-geschichtlichen Gemeinschaften“ bleiben. (wm)

Annette Meyer, Julia Schreiner (Hrsg.): Wissen, Macht, Politik. Wallstein Verlag, Göttingen 2020, gebunden, 205 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro





Denglisch. Mit dem Einfluß des Englischen auf die deutsche Sprache drang eine beträchtliche Anzahl von Anglizismen in unsere Alltagsprache ein. Jedoch wurde der größere Teil freiwillig importiert und dies in aller Regel von den führenden Printmedien, den Zwangsgebührensendern und einem Teil der sozialen und intellektuellen Oberschicht, welcher der Globalismus nicht weit genug gehen kann. Natürlich sprang auch die Werbeindustrie sofort auf den Zug der Anglizismen-Mode, englische Einsprengsel gelten inzwischen als trendig. Hinzu kommt die traditionelle Wertschätzung alles Ausländischen und ein Mangel an Selbstbewußtsein, der sich an der Weigerung, die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufzunehmen, zeigt, an der Umstellung von Studiengängen an unseren Hochschulen auf das Englische und an der Ablehnung einer Deutschpflicht auf deutschen Schulhöfen. (W.O.)

Michael Rumpf: Ein Jahr mit der deutschen Sprache 2013. Basilisken-Presse, Marburg an der Lahn 2020, broschiert, 108 Seiten, 16,80 Euro