© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/20 / 21. August 2020

Umwelt
Gretas Klage
Paul Leonhard

Huch, da ist sie wieder, die Greta Thunberg. Der weltweiten Aufmerksamkeit, die die Ölkatastrophe vor Mauritius ausgelöst hat, kann die schwedische Klimaretterin nicht widerstehen: Sie ruft zu Spenden auf, um die japanische Reederei Mitsui OSK Lines auf Schadenersatz zu verklagen. Deren 300-Meter-Massengutfrachter war am 25. Juli zwei Kilometer südöstlich der Touristeninsel in der Nähe von zwei Unesco-Ramsar-Feuchtgebieten und einem Korallenatoll auf ein Riff gelaufen. Bei der unter der Flagge Panamas fahrenden „Wakashio“ mit 20 Seemännern aus Indien, Ceylon und den Philippinen ging die Gefahr nicht von der Ladung, sondern von ihrem Treibstoff aus. Und die Regierung von Mauritius wurde erst aktiv, als tatsächlich schwefelhaltiges Schweröl austrat.

Mit Nylonplanen, Haaren und Zuckerrohrblättern die Mauritius-Ölpest eindämmen

Das bedroht nicht nur die weißen Sandstrände der Küste, an denen sich vor Corona jährlich 1,4 Millionen Urlauber erfreuten, sondern vor allem die Unterseelandschaft. Den Mangrovenwäldern, in deren Schlick Muscheln, Schnecken und Würmer leben, droht so der Erstickungstod. Regierungschef Pravind Jugnauth hat den Umweltnotstand ausgerufen. Frankreich, das auf der benachbarten Insel La Réunion einen Marinestützpunkt unterhält, entsandte Experten. Sie konnten das restliche Öl aus dem Frachter pumpen und durch schwimmende Barrieren die Strände schützen. Hunderte Tonnen schwimmen aber noch auf dem Meer. Denen wird nun auch mit gerollten Nylonplanen, in denen sich Haare und Zuckerrohrblätter befinden, begegnet. Die Haar-Idee ist nicht neu: Sie kam schon vor zehn Jahren bei der Deepwater-Horizon-Katastrophe im Golf von Mexiko zum Einsatz. Greta Thunberg appelliert auch, für den Umweltverein Eco-Sud zu spenden, um Mauritius generell beim ökologischen Erhalt zu unterstützen. Sie selbst will 10.000 Euro aus ihrer Stiftung spenden.