© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/20 / 21. August 2020

Meldungen

Corona-Risikogruppen im globalen Süden jünger

ROSTOCK. In Europa gilt das Alter als Risikofaktor für schwere Covid-19-Erkrankungen. Im globalen Süden, wo die Bevölkerung im Durchschnitt jünger ist, müßte diese Gefahr also geringer sein. Dieser Logik widerspricht eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung. Sie zeigt, daß dort der Anteil der Menschen im Erwerbsalter, die an Vorerkrankungen leiden, deutlich höher als in Europa ist. So gebe es in Brasilien und Nigeria doppelt soviel 20jährige, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen laborieren, als in Italien. Chronisches Nierenversagen und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen seien dort bei über 40jährigen ebenfalls verbreiteter als in Italien, bei Frauen in Nigeria lägen sie sogar viermal höher. Mit solchen Befunden steige auch das Risiko erheblich, an Covid-19 schwer zu erkranken (Max-Planck-Forschung, 2/20). (li)

 www.demogr.mpg.de





Rohstoffe: Recycling als nachrangig eingestuft

LA PAZ. Im der 10.582 Quadratkilometer großen Salzpfanne Salar de Uyuni liegt ein deutsch-bolivianisches Projekt zur Lithium-Gewinnung, dem Rohstoff für E-Auto-Akkus, trotz Regierungswechsels weiterhin auf Eis. Präsident Evo Morales hatte „Li2CO3 Plant Salar de Uyuni“ kurz vor seiner Flucht aus Bolivien im November 2019 wegen Indianer-Protesten gestoppt. Für die Umweltjournalistin Marina Zapf verdeutlicht dieses Desaster den riskanten Balanceakt zwischen Rohstoffstrategie der Bundesregierung und den Abbauländern. Bis 2060 werde sich der globale Rohstoffverbrauch verdoppeln. Darum sei es falsch, wenn die Kreislaufwirtschaft nur nachrangig behandelt werde. Auch die Recyclingbranche vermißt eine stärkere Förderung der eigenen Industrie, die helfe, den Importbedarf zu verringern (Welt-Sichten, 3/20). (rs)

 www.ylb.gob.bo





Entschädigungsklagen von Deutschland aus?

LÜNEN. Für Pfarrerin Katrin Stückrath (Lünen) ist der massive Soja-Anbau in Paraguay ein „kriminelles Lehrstück“ (Junge Kirche, 2/20). Denn dort häuften sich seit Einführung von genmanipuliertem Saatgut durch den US-Konzern Monsanto Todesfälle durch Vergiftungen, erhöhten sich Krebsraten, und die Mißbildungen bei Neugeborenen nähmen zu. Widerstand bilde sich in Paraguay allerdings kaum, da weder von den drei Prozent der Großgundbesitzer, denen 85 Prozent Agrarfläche gehören, noch von der um Exporteinbußen fürchtenden Regierung von Mario Abdo Benítez Unterstützung zu erwarten sei. Aussichtsreicher scheine es, Entschädigungsklagen von Deutschland aus vorzubereiten, denn Monsanto gehöre seit 2018 zur Leverkusener Bayer AG. (ck)

 jungekirche.de





Erkenntnis

„Wenn Milliarden für Biotechnologie, Gentechnik und Molekularbiologie ausgegeben werden, dann haben Sie auch Tausende von Gentechnikern und Molekularbiologen, die eine bestimmte Sicht der Dinge teilen.“

Angelika Hilbeck, Agrarökologin der ETH Zürich