© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/20 / 28. August 2020

Militärputsch in Mali
Helfen statt ausblenden
Jürgen Liminski

Es war ein Putsch mit Ansage. Seit dem 5. Juni demonstrierten in Malis Hauptstadt Bamako nicht nur Leute aus dem Volk, sondern eben auch Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Sie protestierten gegen Korruption und Vetternwirtschaft. Und sie kannten viele Offiziere. Die griffen zwei Monate später zu den Waffen.


Der Widerstand gegen die Putschisten war maßvoll. Auch der Protest Frankreichs, der Europäischen Union und der Nachbarstaaten war eher pflichtgemäß. Mali hat nun eine Junta, die eine Expertenregierung einsetzen und die Schlüsselministerien der Sicherheit (Verteidigung und Inneres) selber besetzen wird. Dem Land kann mehr Sicherheit und Ordnung nur guttun. Demokratie ist eben nicht für alle Völker zu jeder Zeit das Beste.


Auch für Europa ist die Lage in Mali von Interesse. In drei Jahren soll es Neuwahlen und wieder eine demokratische Zivilregierung geben. In dieser Zeit wäre die EU gut beraten, der Junta nicht die kalte Schulter zu zeigen, sondern ihr zu helfen, mit dem islamistischen Terror fertig zu werden. Frankreich hat für diesen Beistand mehr als fünftausend Soldaten in dem riesigen Wüstengebiet stationiert, kann aber nicht auf Dauer allein diese Aufgabe schultern. Auch in Berlin und Brüssel sollte man die einfache Gleichung beherzigen: Den islamistischen Terror in der Sahel-Zone eindämmen heißt die Migration eindämmen.