© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/20 / 28. August 2020

Rückzieher der Woche
Verhindertes Gedenken
Björn Harms


Vor über zehn Jahren durchstand die Bundeswehr eine der schärfsten Krisen während ihres Einsatzes in Afghanistan. Beim Karfreitagsgefecht im April 2010 starben drei deutsche Soldaten, acht weitere wurden schwer verwundet. Unter den Toten befand sich auch der im Bielefelder Stadtteil Quelle geborene Soldat Martin Augustyniak. Um diesem würdevoll zu gedenken, stiftete ein örtliches Grabmalunternehmen vor rund einem Jahr eine Bank aus Granit, verziert mit einer kleinen Gravur. Pünktlich zum 2. April, dem zehnten Jahrestag des Gefechts, wurde zudem eine kleine Infostele aufgestellt. Bereits im Januar 2019 hatte die Sitzung der Bezirksvertretung dafür gestimmt, in naher Zukunft dem Platz den Namen des Gefallenen zu geben, mehrheitlich auch mit den Stimmen der SPD. Die entschied sich jedoch nun kurzerhand um, wie das Westfalen-Blatt berichtet. Am 20. August stimmte die Fraktion gegen einen entsprechenden Antrag. „Wir wollen keinen Heldengedenkplatz, wollen nicht, daß das ein Kultort wird“, begründete SPD-Fraktionschef Hans-Werner Plaßmann den Sinneswandel. Frei nach dem Motto: Sterben darf man für Deutschland, würdevoll gedacht werden darf der Toten jedoch nicht. Der CDU-Bezirksvorsitzende Carsten Krumhöfner konnte es nicht fassen: das Abstimmungsergebnis sei ein „Schlag ins Gesicht der Angehörigen“.