© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/20 / 28. August 2020

Zeitschriftenkritik: Eigentümlich frei
Auf ein Wort mit dem letzten Dissidenten
Werner Olles


Vierzehn Seiten Günter Maschke – für Leser des libertären Magazins eigentümlich frei  starker Tobak. Herausgeber Lichtschlag verhehlt dann auch seine Skepsis nicht, denn „Maschke dachte und schrieb schon immer so radikal, daß er von Gesinnungsfreunden eher gemieden wird“, doch so einer sei in eigentümlich frei schon aus Prinzip immer gut aufgehoben. Ohnehin käme es weit mehr auf den Charakter eines Mannes an als auf seine „am Ende immer lächerliche politische Gesinnung. Charakter hat Maschke.“

Michael Klonovskys Porträt in der September-Ausgabe ist eine Biographie des „letzten Dissidenten“. Geboren im Januar 1943, trat er in Adenauers Jahrzehnt in die verbotene KPD ein, um „im katholischen Trier die Wonnen des Provokateurs zu genießen“ (Maschke). Heirat mit Johanna Ensslin, der Schwester von Gudrun, Subversive Aktion, SDS, dann nach Wien, um der Verhaftung wegen Fahnenflucht zu entgehen, Als die Auslieferung in die Bundesrepublik droht, bietet Kubas Botschafter ihm Asyl an. Fidel Castros „Nesthäkchen“ genießt die Gunst des Maximo Lider, verfaßt ein Dossier über die Studentenbewegung, deren Treiben Castro „Hedonismus“ nennt. Nachdem Maschke jedoch die wirtschaftlichen Zustände und den täglichen Hunger kritisiert, gerät er mit dem System in Konflikt. Seiner Ausweisung nach Deutschland folgt die einjährige Inhaftierung in Landsberg.

Maschkes Abkehr vom Marxismus beginnt mit dem Studium der Werke Carl Schmitts. Er übersetzt den spanischen Philosophen Juan Donoso Cortéz und den kolumbianischen Reaktionär Nicolás Gómez Dávila, publiziert zu staats- und völkerrechtlichen Themen und landet als Dozent an der Akademie der Kriegsmarine in La Punta (Peru). Maschke nimmt an mehreren Gefechten gegen den „Sendero Luminoso“ teil. Noch heute behauptet er, daß es bei der kubanischen Miliz und der peruanischen Marineinfanterie freier und weniger ängstlich zugegangen sei als in Deutschland. Am Ende des Exkurses läßt Klonovsky ihn selbst zu Wort kommen: „Nicht die Hoffnung bemühen. Nur die Selbstachtung ist wichtig.“
Das Interview mit dem schönen Titel „Das Politische heißt: Verschwörungen. Vom Traum der Bruderschaft der geistigen Menschen“ muß man selbst gelesen haben. Nur soviel: Maschke erklärt, warum er es lächerlich findet, „wegen Vorfällen auf amerikanischen Straßen in Deutschland zu demonstrieren“, und daß Carl Schmitt zu „Black Lives Matter“ ein paar „mehr oder weniger gute Witze“ machen würde. Der Mensch habe etwa soviel Rechte wie ein Gürteltier, und Rassismus sei die toteste aller Hosen. In den 1970er Jahren habe es noch so etwas wie eine Bruderschaft der geistigen Menschen gegeben. Heute bestehe gegenüber diesen eine Feindseligkeit, die bis zum Todhaß reiche.

Weitere Beiträge befassen sich mit der Wandlung des Markus Söder (Bruno Bandulet) und der Herrschaftslosigkeit durch absolute Gleichheit am Beispiel des chiliastischen Sozialismus in China (Josef Schüßlburner).



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