© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/20 / 28. August 2020

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Hamburg: Denkmal für sexuelle Vielfalt gefordert

HAMBURG. Das Magnus-Hirschfeld-Zentrum hat die Errichtung eines Denkmals für die Opfer sexueller Diskriminierung in Hamburg gefordert. „Wir haben in Deutschland immer noch eine sehr stark wirkende Zwei-Geschlechter-Norm: Es gibt Männer, es gibt Frauen, das wird bei der Geburt festgestellt und das bleibt auch so. Wer davon abweicht, ist irgendwie ein Störfaktor“, sagte die Sprecherin der Beratungsstelle für Homosexuelle, Wiebke Fuchs, dem NDR. Als möglicher Standort in der Hansestadt seien unter anderem der Alte Elbpark unterhalb des Bismarck-Denkmals und der Park „Planten un Blomen“ im Gespräch. Der rot-grüne Senat habe bereits Mittel zugesagt. Im September solle das Thema während eines Workshops weiter vertieft werden. Der Historiker Gottfried Lorenz (80) plädierte ebenfalls für die Errichtung eines solchen Erinnerungsortes. „Wir sollten uns gemeinsam ein queeres Denkmal schaffen, was gut sichtbar ist für Bürger Hamburgs, um auf das Thema hinzuweisen und auch zu zeigen: Wir stehen dahinter, auch als Stadt, um so auch eine Selbstverständlichkeit zu schaffen.“ (ag)




Luther kann Vorbild für den liberalen Islam sein

WITTENBERG. Mit seinem Widerstand gegen den alleinigen Herrschaftsanspruch religiöser Anführer kann der Reformator Martin Luther (1483–1546) ein Vorbild für den liberalen Islam sein. Diese Ansicht vertrat die Mitbegründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, Seyran Ates (57), am 23. August in der Lutherstadt Wittenberg. Die Anwältin und Autorin  sprach dort in der Stadtkirche im Rahmen der „Wittenberger Kanzelreden“. Demnach gebe es im Islam zwar keine Institution, die mit der katholischen Kirche der Reformationszeit vergleichbar sei. „In der islamischen Welt gibt es aber absolut identische, vergleichbare Strukturen, die sich nach dem Tode des Propheten etabliert haben“, so Ates laut Manuskript. So hätten „selbsternannte und durch Intrigen und Kriege an die Macht gelangte Kalifen und Könige“ Positionen eingenommen, die den kirchlichen Strukturen zu Zeiten Luthers durchaus ähnelten. Zudem kämpften Muslime, die sich für Reformen im Islam einsetzten, ebenso wie Luther gegen Macht und Gewalt. Als Beispiele dafür nannte Ates den Kampf gegen den Anspruch islamistischer Machthaber, alleinige Vertreter Gottes auf Erden zu sein sowie den absoluten Wahrheitsanspruch, „den aktuell alle islamischen Anführer haben, egal ob sie einer Terrororganisation angehören oder als sogenannte Könige und Staatsoberhäupter ein islamisches Land regieren“. Insgesamt sei Luther ein Vorbild dafür, daß sich Widerstand lohne und Veränderungen und Reformen in den Religionen möglich seien.“ (idea/JF)