© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/20 / 28. August 2020

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte
Große Konzerne als Partner: Vom Zoff um die chinesische Plattform TikTok profitiert die App Triller
Boris T. Kaiser


Die chinesische Videoclip-App TikTok ist vor allem bei Jugendlichen weiter auf dem Vormarsch. Bei Politikern wachsen unterdessen die Bedenken, daß der Erfolg der datenhungrigen Anwendung den Einfluß des kommunistischen Weltreichs weiter anwachsen lassen könnte.

Indien hat das Soziale Netzwerk deshalb bereits ganz aus dem Land verbannt, und auch in den USA liegen die TikTok-Macher im ständigen Clinch mit der Trump-Regierung (JF 34/20). Dies schafft Raum für Konkurrenten, die bisher kaum ein Nutzer auf dem Schirm hatte.

Vor allem die bereits 2015 gegründete Musikvideo-App Triller befindet sich derzeit im Aufwind. Nach dem Aus für TikTok in Indien konnte Triller in kürzester Zeit über 120 Millionen Downloads verbuchen. Der von den Entwicklern David Leiberman und Sammy Rubin sowie dem Musikvideoregisseur Colin Tilley ins Leben gerufene Onlinedienst unterscheidet sich optisch und inhaltlich kaum von dem chinesischen Smartphone-Hit und hat ebenfalls mächtige Verbündete. Auf seiner Internetseite nennt das Unternehmen unter anderem die Unterhaltungsriesen Universal, Warner Records, Sony Music und Spotify als seine Partner. Daneben setzen die Macher auf die Zusammenarbeit mit berühmten Musikern und anderen Stars sowie exklusive Sport- und Unterhaltungsevents.

So hat die Plattform diesen Sommer angekündigt, einen Boxkampf zwischen Mike Tyson und Roy Jones ausrichten zu wollen. Über 50 Millionen Dollar soll Triller dafür investiert haben. Zu den prominenten Fans des aufstrebenden TikTok-Gegners gehört – wenig überraschend – auch Donald Trump.

Seit August hat der US-Präsident, der sich gerade im Wahlkampf um eine zweite Amtszeit im Weißen Haus befindet, sein eigenes Profil bei Triller. In China bläst man derweil zum Gegenschlag: Mit eigener Infowebsite und einer Twitteroffensive will TikTok gegen „Fehlinformationen“ mobil machen. Auf der anderen Seite hoffen nicht nur Trump-Anhänger verstärkt auf eine zensurfreie Alternative zu den bisherigen Marktgiganten aus Silicon Valley und dem Reich der Mitte.