© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/20 / 28. August 2020

Afrikanisten gegen die verlängerte Mali-Mission
Surreale Entscheidung

Allzu oft werden aus der herrschenden politischen Klasse Expertisen des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags in den Wind geschlagen. So erstaunt es nicht, daßdie Regierungsmehrheit des Hohen Hauses Ende Mai eine Demarche deutscher Afrikanisten ignorierte und Mandatsverlängerungen des Bundeswehr-Einsatzes in Mali und der EU-Ausbildungsmission in der Sahelregion zustimmte. Für den Emeritus Helmut Asche, dem etliche Abgeordnete ein für ihr Abstimmungsverhalten jedoch folgenloses „mulmiges Gefühl“ eingestanden, steuerten damit Mali, Niger und Burkina Faso definitiv auf Kurs „Sahelistan“ zu, auf einen Staatszerfall nach dem Muster Afghanistans (Welt-Sichten, 7/8-2020). Denn alle wissenschaftlichen Lageanalysen, „die nur bei den Bundestagsabgeordneten noch nicht recht angekommen sind“, seien sich einig darin, daß es „geradezu surreal ist, die Militärintervention einfach fortzusetzen“. Die korrupten Eliten hätten kein Interesse daran, die Konflikte in ihren Ländern zu beenden. Es ginge vor allem den jeweiligen Armeeführungen nur darum, Finanzhilfen aus dem Ausland einzustreichen, um den für sie so einträglichen „Schwebezustand“ aufrechtzuerhalten. Der ihnen auch die verschärfte Ethnisierung der Konflikte erlaube, bis hin zur schon praktizierten gezielten Tötung von Angehörigen des Fulbe- und Tuareg-Volkes. (ob)

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