© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/20 / 04. September 2020

Aufgeschnappt
„Rule Britannia!“
Matthias Bäkermann

Es ist ein Hochamt der Britishness, manche bezeichnen das Abschlußkonzert der Londoner Konzertreihe sogar als „Bastion der britischen Kultur und Identität“. Die alljährlich im Spätsommer in der Royal Albert Hall stattfindenden „Last Night of the Proms“, bei der im Finale das ausgelassene und viele Union Jacks schwenkende Publikum patriotische Hymnen wie „Rule Britannia!“ oder „Land of Hope and Glory“ mit Chor und Orchester um die Wette intoniert, werden im Corona-Jahr am 12. September völlig anders ausfallen: ohne Publikum, ohne Chor und mit verkleinertem Musikensemble. 

Wie die diesjährige Dirigentin, die Finnin Dalia Stasevska, am 23. August in der Sunday Times freimütig bekannte, sei das die „perfekte Gelegenheit für eine Änderung des Programms“. So wollte die 35jährige „Black Lives Matter“-Symphatisantin die von linken Kritikern lange als kolonialistisch und rassistisch titulierten Lieder kurzerhand streichen, was beim ausrichtenden BBC auf grundsätzliche Zustimmung traf. In Anbetracht sofort einsetzender Proteste werden die Lieder nun aber wenigstens instrumental dargeboten. Um den nationalen Charakter der „Last Night“ abzumildern, wird aber 2020 erstmals der Stadionkracher „You’ll Never Walk Alone“ hinzugefügt, erklärte der Sender vergangene Woche.