© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/20 / 04. September 2020

Blitzmerkerin der Woche
Da müßte mal jemand aufräumen
Björn Harms

Die Berliner Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) schlägt in der Berliner Morgenpost Alarm: in Friedrichshain-Kreuzberg herrsche Handlungsbedarf. Der berühmt-berüchtigte 290.000 Einwohner-Bezirk inmitten der Hauptstadt leide „immer stärker unter Verwahrlosung und Vermüllung“. Sogar mehr Polizeipräsenz ist laut der 56jährigen kein Tabu mehr. Hoppla, woher kommen diese Law-and-Order-Töne denn nun? Jahrelang wurden Warnungen von Anwohnern bewußt ausgeschlagen, der Drogenhandel etwa im Görlitzer Park von Herrmann massiv verharmlost. Immerhin räumte sie nun einen Denkfehler ein. Denn ursprünglich machte Herrmann eine ganz bestimmte Gruppe für das Müll-Problem im Multikulti-Kiez verantwortlich. Schuld waren die Ausländer, aber die, die von außerhalb kamen: Der Müll sei ursprünglich „europäischen Touristen zugeordnet worden, die durch den Bezirk mäandern“, so die stilistisch wertvolle Erklärung der Bezirksbürgermeisterin. Mit der einsetzenden Corona-Pandemie blieben die Touristen jedoch aus. Und siehe da, der Müll blieb – reichlich seltsam. Nun also soll Schluß damit sein. Überall Unrat, immer mehr Obdachlose und weggeworfene Spritzen in den Parks. Statt Cannabis würden immer härtere Drogen verkauft werden, beklagt dieselbe Frau, die für diese Zustände verantwortlich ist. Guten Morgen!